Frau lässt sich vom Ventilator kühlen

Wie Klimawandel und Gesundheit zusammenhängen

Die steigenden und vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen sorgen für den Klimawandel. Das macht der sechste Bericht des Weltklimarats IPCC* deutlich. Wir geben Ihnen einen Überblick darüber, inwieweit sich der Klimawandel bereits jetzt auf unsere Umwelt und damit auch auf unsere Gesundheit auswirkt.

Was sind die derzeit größten Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel?

Hitze- und Kältewellen

In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Anzahl von Hitze- und Kältewellen enorm gestiegen und hat Menschen das Leben gekostet. Zudem zeigen Wetter-Langzeit-Vorhersagen, dass sich die Häufigkeit von Hitzewellen bis zum Ende des Jahrhunderts verdoppeln und die Dauer um 30 Prozent zunehmen könnte. So treten zweiwöchige Hitzeperioden mit einer Tagestemperatur von 30 Grad Celsius oder mehr in allen Regionen Deutschlands immer häufiger auf, worunter nicht nur die Umwelt, sondern auch Körper und Psyche leiden.

Im Lancet Countdown heißt es:

„Die Anfälligkeit für Hitzeextreme nimmt in allen Regionen der Welt weiter zu, angeführt von der Bevölkerung in Europa, im Westpazifikraum, in Südostasien und in den USA die afrikanische Region verzeichnet seit 1990 einen Anstieg von mehr als 10 %.“

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Hitze belastet Herz-Kreislauf-System

Indem der Körper bei Hitze die Durchblutung steigert, weiten sich die Blutgefäße und die Wärme wird über unsere Haut nach Außen abgegeben. Um die Haut gut genug zu durchbluten und die Körpertemperatur konstant zu halten, muss auch das Herz stärker arbeiten.

Sind diese Vorgänge gestört oder verlangsamt, sind folgende Risiken erhöht:   

  • Hitzeerschöpfung
  • Hitzekollaps
  • Hitzschlag
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • Tod

Für welche Gruppen ist Hitze besonders gefährlich?

Extreme Hitze kann vor allem für Babys und Kleinkinder, Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen zu einem großen Gesundheitsrisiko werden.

Dies gilt insbesondere für Menschen mit Typ 2 Diabetes mellitus, da Hitze den Blutzuckerspiegel überfordern und damit auch zu Folge- und Begleiterscheinungen wie Hitzekollaps, Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt) und Bluthochdruck führen beziehungsweise sie verschlimmern kann. Blutdrucksenkende Mittel und Entwässerungstabletten können bei Hitze ein zusätzliches Risiko sein.

Allergien

Mehr als 30 Prozent aller Erwachsenen und mehr als 20 Prozent aller Kinder leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Allergie. Der Klimawandel sorgt dafür, dass das Allergierisiko steigt. Aufgrund wärmerer Temperaturen haben Pflanzen eine längere Vegetationsperiode, wodurch sich die Pollenflugzeit verlängert und die Pollenkonzentration erhöht. In Regionen mit starker Luftverschmutzung besteht außerdem die Gefahr, dass Pollen in Verbindung mit Feinstaub zu einer noch höheren Allergenität führen, da sie so noch tiefer in die Lunge eindringen können.

Neben bekannten Pflanzenarten breiten sich aufgrund der Erderwärmung neue Pflanzenarten wie die hoch allergene Pflanze Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia), die in Nordamerika ihre Wurzeln hat und vermutlich als Samen in Vogelfutter nach Deutschland eingeführt wurde, derzeit besonders in Brandenburg, Bayern und Baden-Württemberg aus. Die Pollen der Ambrosia können allergische Hautirritationen, Asthmaanfälle und Atemnot auslösen.

Luftverschmutzung

Weltweit sterben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieben Millionen Menschen pro Jahr vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Neun von zehn Personen leben an Orten, an denen die Luftqualität die Grenzwerte der WHO-Richtlinien überschreitet.

Zwar resultiert die Luftverschmutzung nicht direkt aus dem Klimawandel, doch Feinstaub, Stickoxide, Aerosole und weitere Stoffe, die in Teilen krebserregend sind, gelangen wie CO2 vornehmlich durch den Energiesektor (Verbrennung fossiler Brennstoffe), industrielle und landwirtschaftliche Prozesse sowie den motorisierten Transport in unsere Luft und sind ein großes Gesundheitsrisiko. Luftverschmutzung begünstigt den Großteil aller Krankheiten negativ, kann Erkrankungen auslösen oder bestehende verschlimmern.

Dazu zählen:

  • Lungenkrebs
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Atemwegsinfekte
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • Demenz

Infektionskrankheiten

Durch das wärmere Klima breiten sich gefährliche Tropenkrankheiten, Viren, Bakterien und andere Keime über unterschiedliche Wege immer weiter Richtung Norden aus. Denn wärmere Temperaturen sorgen dafür, dass Erreger oder die jeweiligen Überträger auch bei uns überwintern und sich ansiedeln können.

Mücken und Zecken

Das RKI geht davon aus, dass durch den Klimawandel die Fälle von Mücke-zu-Mensch-Übertragungen weiter zunehmen.

So hat sich bereits die asiatische Tigermücke in Baden-Württemberg und Thüringen angesiedelt. Sie kann virale Erreger wie das Zika-, Chikungunya, West-Nil- und Dengue-Virus auf den Menschen übertragen.

Mögliche unspezifische Symptome sind Abgeschlagenheit, Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen und neurologische Beschwerden wie Verwirrung.

In Deutschland gab es 2019 die ersten Fälle des West-Nil-Virus, die sich durch den Stich heimischer Mücken mit dem Virus infiziert haben.

Zecken wie Ixodes ricinus - auch Schildzecke oder Gemeiner Holzbock genannt - können sich ebenfalls aufgrund der wärmeren Temperaturen in Deutschland immer stärker Richtung Norden ausbreiten und sogar im Winter aktiv sein. Zwar ist der Zeckenstich an sich nicht gefährlich, allerdings können Zecken Borreliose und FSME (Hirnhautentzündung) auf den Menschen übertragen. Mittlerweile sind viele Teile Süddeutschlands Zeckenrisikogebiet und jedes Jahr kommen weitere Regionen hinzu. 2020 wurde mit 704 die bislang höchste Rate an FSME-Erkrankungen in Deutschland seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 registriert. Dazu kann auch die Corona-Pandemie beigetragen haben, da wir uns noch mehr als sonst in freier Natur aufgehalten haben.

Zecke an einem Zweig

Zeckenimpfung: Wirksamster Schutz gegen FSME

Es gilt also noch mehr als sonst, sich vor den Parasiten zu schützen. Das geht zum einen mit einfachen Mitteln und in bestimmten Fällen mithilfe einer Schutzimpfung gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis/Hirnhautentzündung). Die Kosten übernimmt die BIG!
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Bakterien, Viren und Co.

Auch schädliche Bakterien vermehren sich stärker, wenn die Temperaturen steigen. Seit den 1980er-Jahren hat sich deshalb die Anzahl der Tage, an denen sich Menschen in der Ostsee mit Vibrionen anstecken können, verdoppelt. Betroffen waren eher ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Vibrionen können unter anderem Magen-Darm- und Wundinfektionen auslösen.

Eine interaktive Karte des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zeigt, in welchen europäischen Gewässern sich Vibrionen befinden können und in welcher Konzentration.

Zur Karte

Der Klimawandel erhöht auch das Risiko von Cyanobakterien (Blaualgen) in Seen und der Ostsee. Gefährlich werden sie dann, wenn sich bestimmte Arten als Algenblüten wie ein Teppich auf das Gewässer legen.

Mögliche Gesundheitsrisiken:

  • Haut- und Schleimhautreizungen
  • Bindehautentzündungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Ohrenschmerzen
  • Fieber

Daher werden landesweit immer häufiger Badeverbote verhängt, die beispielsweise auch für Hunde gelten. Letztere sind bereits an Vergiftungen durch bestimmte Cyanobakterien verstorben.

Covid-19 und Co.

Indem wir den natürlichen Lebensraum von Tieren mehr und mehr zerstören, vermischen sich auch die Lebenswelten von Mensch und Tier. Damit steigt das Risiko, dass wir uns mit gefährlichen Krankheiten wie dem Coronavirus, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden, infizieren. Damit steigt auch das Risiko von Epidemien und Pandemien.

Landwirtschaft

Durch Extremwetterereignisse wie Dürreperioden oder Hochwasser hat die deutsche Landwirtschaft in den letzten Jahren stark gelitten. Allein durch Hitzewellen sind bis zu 70 Prozent der Ernteerträge verloren gegangen. Damit war der ökonomische Schaden Deutschlands laut des Klima-Risiko-Indexes durch Extremwetterereignisse 2018 einer der höchsten im Vergleich zu anderen Ländern. Weitere Risiken durch Extremwetter: schlechtere Bodenqualität, Schädlings- und Pilzbefall.

Mehr CO2 führt bei Pflanzen zu dickeren Blättern, wodurch sie weniger CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen können. Das wiederum führt zu einem noch höheren Anteil CO2 in der Erdatmosphäre, der zu einem Nährstoffmangel in pflanzlichen Nahrungsmitteln und damit auch bei uns Menschen führen kann.

Wasser

Extremwetterereignisse führen zu Wasserknappheit und Verunreinigungen. Speziell die Qualität und Verfügbarkeit unseres Trinkwassers leidet immer mehr. So war im August 2020 im niedersächsischen Lauenau kein Trinkwasser mehr verfügbar, da es länger nicht geregnet hatte und das Wasser aus Quellen bezogen wird, die nicht mehr genug Wasser für alle enthielten. Ein niedriger Wasserspiegel durch Trockenheit führt außerdem zu einer höheren Konzentration an Schadstoffen und einer schlechteren Qualität des Trinkwassers, da sich Algen stark vermehren können, Hygienebedingungen verschlechtern sich und Infektionskrankheiten sind schneller übertragbar.

Nahrungsmittel

Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion tragen einen erheblichen Anteil an Treibhausgas-Emissionen bei. Mit einem Anteil von 80 Prozent betrifft das insbesondere die Viehzucht. Doch der Verzehr von tierischen Produkten unterstützt nicht nur den Treibhausgaseffekt. Ein hoher Fleischkonsum und vor allem rotes und verarbeitetes Fleisch sowie gesättigte Fettsäurenschadet schaden generell der Gesundheit. 

Mögliche Gesundheitsrisiken:

  • Übergewicht
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Rheuma
  • Krebs
  • Antibiotikaresistenzen

Laut einer Studie lässt sich mit einer fleischarmen und nährstoffreichen Ernährung die frühzeitige Sterblichkeit um rund 20 Prozent reduzieren.

Psychische Gesundheit

Ernteausfälle, Unwetterkatastrophen und klimabedingte Krankheiten sowie Todesfälle durch den Klimawandel führen unweigerlich auch zu einer psychischen Belastung bis hin zu Depressionen, Traumata (speziell bei Kindern), (Existenz-)Ängsten und weiterem seelischen Leid. Allein Hitze führt dazu, dass unser Körper vermehrt Stresshormone ausschüttet. In Hitzeperioden sind wir weniger belastbar, unkonzentrierter und aggressiver. So fanden Forscher*innen heraus, dass es während einer Hitzewelle häufiger zu häuslichen und körperlichen Gewalttaten kommt. Menschen mit seelischen Vorerkrankungen werden bei Hitze häufiger stationär behandelt und sterben häufiger.

Solastalgie

Für die Trauer um unsere Umwelt gibt es sogar ein Wort. Die Bezeichnung "Solastalgie" erfand 2005 der Philosoph Glenn Albrecht. Zehn Jahre später nahm dann die älteste und renommierteste medizinische Zeitschrift „The Lancet“ den Begriff als Ausdruck der existenziellen Trostlosigkeit, des Verlustes und der Hilflosigkeit, ausgelöst durch die Folgen des Klimawandels, in sein Vokabular auf.

*Sechster Bericht des Weltklimarats - Intergovernmental Panel on Climate Change/IPCC

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