Schulkind liegt mit Halsschmerzen auf der Couch, während Mutter die Hand auf den Hals legt

Mandelentzündung bei Kindern: Wann ist eine Mandelentfernung sinnvoll?

Es gibt einige Infekte, unter denen Kinder häufiger leiden als Erwachsene. Auch die (akute) Mandelentzündung (Tonsillitis acuta oder Angina) zählt dazu - speziell im Winter. Aber wie unterscheidet man klassische Halsschmerzen, eine Rachenentzündung (Pharyngitis) oder einen grippalen Infekt von einer Gaumenmandelentzündung, wann solltet ihr mit eurem Kind zum Arzt und wann sollten die Mandeln entfernt werden? Wir haben die wichtigsten Infos für euch!

Was sind die Ursachen einer Mandelentzündung?

Eine Mandelentzündung entsteht durch 
 

  • Viren wie Erkältungsviren (manchmal auch durch Pfeiffersches Drüsenfieber) oder
  • seltener durch Bakterien wie Streptokokken oder eine Scharlach-Infektion

Die Tonsillitis acuta kann häufiger auftreten und ist in der Regel nach ein- bis zwei Wochen wieder auskuriert.

Warum haben Kinder häufiger eine Mandelentzündung als Erwachsene?

Besonders bei jüngeren Kindern, die sich noch in der immunologischen Lernphase befinden, dienen die Gaumenmandeln als wichtige körpereigene Abwehr. Solange die Lernphase also noch nicht abgeschlossen ist, wird jeder Fremdkörper im Mund eines Kindes von den Mandeln bekämpft und damit die natürliche Abwehr in Gang gesetzt – woraus dann eine Mandelentzündung resultieren kann.

Was sind die Symptome einer Mandelentzündung bei Kindern?

  • Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
  • Husten, Schnupfen und Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen (anders als bei Erwachsenen)
  • geschwollene und stark gerötete Mandeln mit gelblichem/eitrigem Belag
  • geschwollene und schmerzende Halslymphknoten
  • Fieber über 38° C (bei bakteriellem Infekt)
  • Mundgeruch
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit

Ist eine Mandelentzündung ansteckend?

Eine Mandelentzündung ist ansteckend und wird per Tröpfcheninfektion übertragen. Euer Kind sollte daher nicht in die Kita oder Schule und sich stattdessen zu Hause und am besten im Bett auskurieren.

Wann zum/zur Ärzt*in?

Halten die Symptome wie Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Co. länger als drei Tage an, lasst euer Kind auf jeden Fall ärztlich untersuchen. Bei hohem Fieber solltet ihr sofort eine kinderärztliche oder eine HNO-Praxis aufsuchen.

Ärzt*innen sind erfahren darin eine Mandelentzündung von anderen Erkrankungen wie einer Pharyngitis zu unterscheiden. Meist genügt ein Blick auf die Rachenmandeln, um eine Diagnose zu stellen. So sind bei einer Rachenentzündung der Rachen aber weniger die Mandeln entzündet. Bei einer Angina sind dagegen vor allem die Mandeln sichtbar gerötet, geschwollen und eitrig. Manchmal erfolgt auch ein Abstrich der Mandeln, um festzustellen, ob eine Streptokokken-Infektion besteht.

Wie wird die Tonsillitis acuta behandelt?

Um die Beschwerden zu lindern und Komplikationen vorzubeugen, können folgende Medikamente und Hausmittel zum Einsatz kommen:

  • Antibiotika bei bakterieller Mandelentzündung (hier wird allerdings noch mal abgewogen, wie stark die Beschwerden sind)
  • fiebersenkende Mittel – nur nach ärztlicher Absprache
  • kalte und säurearme Getränke wie stilles Wasser und abgekühlte Kräutertees
  • Halsbonbons
  • Halswickel (z. B. Quarkwickel)
  • Honig (pur oder in den Tee gemischt)
  • Gurgeln mit Salzwasser oder abgekühltem Salbeitee

Kann es zu Komplikationen kommen?

Komplikationen – speziell bei einer bakteriellen Mandelentzündung – sind selten, aber möglich. So kann durch die Angina eine Mittelohrentzündung oder ein Peritonsillarabszess entstehen. Der Abszess sollte in jedem Fall ärztlich überwacht und behandelt werden, da sich die Entzündung auf andere Organe ausweiten und eine Blutvergiftung die Folge sein kann.

Peritonsillarabszess-Symptome

  • starke und einseitige Halsschmerzen, Schluckbeschwerden
  • Fieber
  • Schwächegefühl
  • einseitige Ohrenschmerzen
  • Kloßgefühl im Hals
  • Schmerzen beziehungsweise Probleme beim Öffnen des Mundes

Auch kann eine bestimmte Streptokokkenart zum sogenannten rheumatischen Fieber führen, bei dem sich Gelenke, Herzmuskel und Herzklappen entzünden. Bei Kindern kommt es schätzungsweise bei sechs von 100.000 Kindern vor.

Des Weiteren können chronische Mandelentzündungen eine Mandelvergrößerung (Tonsillenhyperplasie) und dadurch Schluck- und Atembeschwerden hervorrufen.

Baby mit mütze

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Erkältungssaison bedeutet auch, dass akute Mittelohrentzündungen (Otitis media acuta) bei Kindern Hochkonjunktur haben. Denn Viren und Bakterien gehen bei den Jüngsten schnell aufs Ohr über. Bis zum sechsten Lebensjahr gehört die akute Mittelohrentzündung zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern.

Infos und Tipps

Wann ist eine Mandelentfernung bei Kindern sinnvoll?

Eine Mandel-OP (Tonsillektomie) wird bei Kindern unter fünf Jahren nicht empfohlen, da die Mandeln eine wichtige Funktion für die Immunabwehr übernehmen. Ab fünf Jahren werden sie in der Regel auch nur dann entfernt, wenn die Entzündungen zu starken Beeinträchtigungen führen: Leidet euer Kind häufiger als drei bis sechs Mal im Jahr an einer Mandelentzündung, handelt es sich um eine chronische Angina. Sind die Mandeln zum Beispiel stark vergrößert (Hypertrophie) und erschweren Atmung und Schlucken und sind andere Organe von der Entzündung betroffen, raten euch Ärzt*innen wahrscheinlich zu einer Mandelentfernung. 
 

Ärztin untersucht die Mandeln eines kleinen Jungen

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Ärztliche Zweitmeinung einholen

Trefft die Entscheidung auf keinen Fall übereilt und holt euch eine ärztliche Zweitmeinung ein, da das Für und Wider gut abgewogen werden sollte. Denn auch wenn die Mandeln entfernt wurden, kann sich das umliegende Gewebe trotzdem wieder entzünden. Auch wenn euer Kind häufiger darunter leidet, stehen die Chancen gut, dass die Tonsillitis mit dem Alter seltener wird oder ganz zurückgeht. Zudem gilt eine Mandelentfernung als sehr schmerzhaft und es kann beispielsweise nach der OP zu Nachblutungen kommen. In seltenen Fällen ist eine erneute OP notwendig. Zwar gibt es auch die Möglichkeit, die Mandeln nur teilweise zu entfernen (Tonsillotomie), allerdings ist der Nutzen bislang nicht ausreichend belegt, weshalb gesetzliche Krankenkassen die Kosten für den Eingriff derzeit nicht übernehmen.
 

Arzt schaut mit einer Patientin auf ein Röntgenbild

Ärztliche Zweitmeinung

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