Wenn von Kindern große Veränderungen verlangt werden, gehen diese häufig mit Ängsten einher. Beispielsweise dann, wenn sie einen großen Entwicklungsschritt machen.
Dazu zählen zum Beispiel
- Fremdeln (auch Achtmonatsangst genannt)
- Heimweh
- die ersten Tage oder Wochen in der Kita/Schule
- Pubertät
Viele der damit verbundenen Ängste lassen sich leicht auflösen, indem die positiven Erfahrungen in der jeweiligen Situation überwiegen und das Umfeld Verständnis zeigt und unterstützt.
Zwei Beispiele:
Ist euer Kind rund acht Monate alt und weint plötzlich, wenn es von fremden Personen auf den Arm genommen wird, kann es sich dabei um die sogenannte Achtmonatsangst handeln. Ihr könnt die Fremdelphase abmildern, indem ihr euer Kind bereits frühzeitig immer mal wieder von „fremden“, aber verlässlichen Personen betreuen lasst. Allerdings sollte es sich dabei immer um dieselben Personen handeln, wie etwa die Großeltern oder die Tagesmutter.
Eine typische Kinderangst ist die Trennungsangst - beispielsweise wenn ihr euer Kind in der Kita abgebt. Generell ist es bei Trennungsangst hilfreich, mit Kindern eine Abmachung zu treffen, auf die sie sich verlassen können und wissen: Um diese Uhrzeit holen mich meine Eltern wieder ab. Auch ist es wichtig, dass ihr den Abschied eures Kindes nicht noch schwerer macht, indem ihr zum Beispiel auch weint. Zu Beginn der Kitazeit ist es oft notwendig, viel Geduld und Verständnis zu haben und beispielsweise die Zeit, die euer Kind dort verbringt, erst Schritt für Schritt zu verlängern.
Berliner Modell – sanfte Kindergarten-Eingewöhnung
Kinderängste gemeinsam auflösen
- Ängste ernst nehmen Nehmt die Ängste eurer Kinder ernst und sprecht offen darüber. Auch dann, wenn sie unbegründet oder irrational scheinen. Zwar sollt ihr diese dann nicht schüren, aber indem ihr ihnen zuhört und ihre Ängste ernst nehmt, fühlen sich eure Kinder verstanden und ihr habt dann die Möglichkeit, diese gemeinsam aufzulösen. Geht ihr auf die Ängste nicht ein oder macht euch darüber lustig, riskiert ihr, dass sich eure Kinder euch nicht mehr anvertrauen und dass aus diesen bislang harmlosen Sorgen eine Angststörung wird.
- Vorbild sein und über eigene Kindheit sprechen Hat euer Kind beispielsweise Angst im Dunkeln und Angst vor Monstern? Dann erzählt ihm zum Beispiel, dass ihr als Kind selbst davor Angst hattet und schildert, wie ihr sie besiegt habt. Ihr habt keine eigene Geschichte parat? Dann können Bücher eine Inspirationsquelle sein.
Unser Tipp: Wenn sich euer Kind nicht allein ins Bett traut, geht beim ersten Mal voran, schaltet das Licht ein, schaut gemeinsam unters Bett und in die Schränke und vergewissert euch, dass das Zimmer monsterfreie Zone ist. Macht das Licht aus, setzt euch zu eurem Kind und schaut euch gemeinsam die Schattenspiele an und erklärt, woher diese kommen. Denn diese sorgen oft für die wildesten Gedanken. Lasst die Tür einen Spalt offen oder lasst ein Nachtlicht brennen, bis euer Kind eingeschlafen ist. Sagt ihm auch, dass ihr immer in der Nähe seid. Sofern notwendig, wartet ab, bis euer Kind eingeschlafen ist. Beim nächsten Mal traut sich dann vielleicht schon euer Kind, selbst voranzugehen. - Kein Druck und keine Bestrafungen Jedes Kind benötigt unterschiedlich viel Zeit, seine Ängste zu besiegen. Habt also Geduld, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt und zieht keine Vergleiche zu euch, Geschwistern oder anderen Kindern. Druck würde die Ängste nur verstärken. Ebenfalls tabu sind Bestrafungen! Habt ihr beispielsweise abgemacht, dass euer Kind beim zweiten Mal allein das Kinderzimmer nach Monstern absucht und es traut sich noch nicht, zeigt Verständnis, übt euch in Geduld und macht es noch mal gemeinsam, anstatt es allein ins Zimmer zu schicken, euch lustig zu machen oder auszuschimpfen.
- Ängste spielerisch auflösenAußerdem könnt ihr Kinderängste spielerisch auflösen, indem ihr …
• Geschichten vorlest, in denen es darum geht, Ängste zu bewältigen.
• euch eine eigene Geschichte ausdenkt.
• Bilder malt.
• Ein Monster knetet und dieses anschließend zerdrückt.
• Rollenspiele spielt, in denen bestimmte Kinderängste besiegt werden.
Die zehn größten Kinderängste
Nun seid ihr Expert*innen, wenn es darum geht, eure Kinder darin zu unterstützen, ihre Ängste aufzulösen, aber was sind überhaupt die häufigsten Kinderängste?
- Angst vor Dunkelheit
- Angst vor Einbrechern/Monstern
- Trennungsangst
- Angst vor Liebesverlust
- Angst vor Tieren (besonders Insekten)
- Angst vor Wasser
- Angst vor Fehlern
- Angst vor Krankheit und Tod
- Angst vor Eigenständigkeit
- Angst vor Arztbesuchen/Krankenhausaufenthalt
Kinder- und Jugendvorsorge
Wann zum Arzt
Es gibt allerdings auch tiefgreifendere Ängste oder gar Traumata, die meist nur mithilfe von Expert*innen aufgelöst werden können.
Mögliche Ursachen können sein
- Verlust einer nahestehenden Person
- körperliche/verbale Gewalt
- sexueller Missbrauch
- Mobbing
- Armut/finanzielle Probleme
- Liebesentzug/Vernachlässigung
- Parentifizierung
- Trennung der Eltern
In diesen Fällen ist das Risiko, eine Angststörung zu entwickeln, sehr hoch. Stellt ihr negative Veränderungen bei eurem Kind fest, nehmt zeitnah ärztliche und/oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch und wartet nicht bis zur nächsten U-Untersuchung.
Parentifizierung: Wenn Kinder Eltern sein müssen
Wenn Eltern ihrer Elternrolle nicht gerecht werden und die Verantwortung stattdessen auf ihre Kinder übertragen, kommt es zu einer Rollenumkehr zwischen Eltern und Kind - auch Parentifizierung genannt.
Symptome, die auf eine Angststörung hindeuten können
- übertriebene Sorgen/Ängste in Alltagssituationen
- Unruhe und Anspannung
- Kopf- und Bauchschmerzen
- Herzrasen, Schwitzen, Zittern
- Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
- Einnässen/Bettnässen
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen u. Ä.
- Stottern
- schlechte Schulnoten/Schule schwänzen
- Depressionen