Der Teddy, der plötzlich ein Loch hat, die Kugel Eis, die runtergefallen ist, die Angst vor Menschen mit Mundschutz, der Sturz vom Fahrrad oder der Wunsch nach Aufmerksamkeit – gerade Kleinkinder weinen häufig und das ist auch gut so. Schließlich zeugt es von Ehrlichkeit und Mut, zu seinen Gefühlen und Bedürfnissen zu stehen.
Wieso ihr eure Kinder trösten solltet
Babys ist es noch nicht möglich, die eigenen Emotionen selbstständig zu regulieren. Diese Fähigkeit entwickelt sich erst in den ersten Lebensjahren. Vorausgesetzt Eltern, Großeltern, Erzieher, Lehrer und so weiter sind dem Kind dabei behilflich, negative Gefühle wie Traurigkeit, Kinderängste oder Frust zu regulieren. Durch die kindliche Entwicklung, die Hilfestellungen und das Verständnis der Erwachsenen sowie dem Mehr an Erfahrungen sind Kinder dann immer besser in der Lage, eigene Strategien zu entwickeln und zu starken Persönlichkeiten zu werden.
Was passiert, wenn Kinder nicht getröstet werden?
Wir alle kennen ganz sicher noch Sprüche aus unserer eigenen Kindheit wie: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Und tatsächlich rührt dieses Verhalten aus veralteten Erziehungsmaßnahmen. So war man lange der Meinung, dass man Kinder mit Härte und Tapferkeit zu einem starken Individuum erzieht. Verständnis und Sanftheit bedeuteten dagegen, dass man das Kind verwöhnt und es dadurch zu sensibel wird. Mittlerweile wissen wir, dass diese erzieherischen Maßnahmen Kinder verunsichern und schwächen. Indem wir Kindern suggerieren, dass ihre Emotionen nicht berechtigt sind, nehmen wir ihre Bedürfnisse und Gefühle nicht ernst. Dies wiederum schwächt die Eltern-Kind-Bindung und verstärkt die negativen Gefühle, da das Kind diese verdrängt und sie sammelt anstatt sie zu verarbeiten. Im schlimmsten Fall werden diese Kinder dann auch im Erwachsenenalter nicht in der Lage sein, negative Emotionen und generelles Gestresstsein eigenständig zu regulieren. In ganz akuten Fällen leiden diese Erwachsenen an Spätfolgen wie psychischen Erkrankungen, Suchterkrankungen und/oder Aggressionen.
Euer Kind will “nur“ Aufmerksamkeit
Selbst wenn ihr das Gefühl habt, euer Kind übertreibt gerade, indem es gar nicht mehr aufhört zu schluchzen, reagiert nicht genervt und tröstet euer Kind trotzdem. Wünscht sich euer Nachwuchs zum Beispiel in diesem Moment einfach “nur“ mehr Aufmerksamkeit von euch, bestraft ihn nicht dafür. Sobald ihr ihm nämlich positive und verständnisvolle Aufmerksamkeit schenkt, wird er sich gesehen und verstanden fühlen. Indem seine Bedürfnisse gestillt werden, kann es auch seine negativen Emotionen regulieren und damit werden auch die Krokodilstränen immer seltener. Geht ihr stattdessen nicht darauf ein, verstärken sich wie bereits erwähnt die negativen Gefühle. Und zu guter Letzt: Fragt euch natürlich auch, in welchen Situationen eurem Kind eure Aufmerksamkeit fehlt und versucht eine Lösung zu finden.
Mit diesen 7 Tipps könnt ihr eure Kinder trösten!
1. Kinder trösten, wenn sie Schmerzen haben
- Der Piekser nach einer Spritze, der Sturz vom Fahrrad oder der Stoß gegen die Tischkante – gerade bei Kleinkindern helfen hier kurze und verständnisvolle Sätze wie: „Oh je, das hat sicher wehgetan. Lass uns schnell mal zusammen pusten“.
- Auch ein tolles Kinderpflaster und eine “Zaubersalbe” zeigen eurem Kind, dass ihr seine Gefühle ernst nehmt.
- Ebenfalls hilfreich – auch bei der Angst vor Arztbesuchen: Das Lieblingskuscheltier gemeinsam zu verarzten!
2. Kinder positiv ablenken
Wenn ihr euren kleinen Schatz bereits in die Arme genommen und verarztet habt und er immer noch weint, könnt ihr es mit einer kleinen Ablenkung versuchen. Das kann die Katze sein, die gerade an euch vorbeihuscht und hin und wieder auch eine Süßigkeit, die ihr gerade ganz zufällig in der Jackentasche habt.
3. Kein Drama
Oft ist der Schreck größer als der Schmerz. Gehört ihr eher zu den schreckhaften Eltern, kann euer sofortiges Hineilen zu euren kleinen Bruchpiloten den Schreck noch verstärken und dann ist der Schmerz häufig erst so richtig schlimm. Probiert mal bei kleineren Unfällen, nicht gleich zu eurem Kind zu eilen und schaut nur aus dem Augenwinkel hin oder fragt nur nebenbei, ob ihr behilflich sein könnt. Oft bleibt damit der ganz große Schmerz aus und euer Kind hat den Sturz schon fast wieder vergessen. Weint es aber und hat es sich wirklich wehgetan, muss es auch getröstet werden!
4. Seelischer Kummer
Gerade durch Corona leiden Kinder stark darunter, dass sie ihre Großeltern und Freund*innen kaum bis gar nicht sehen können. Auch euer Nervenkostüm ist stark beansprucht. Folgende Strategie hilft der gesamten Familie:
- Regelmäßige Gesprächszeit und Sorgen und Ängste ernst nehmen.
- Ängste und Sorgen gemeinsam altersgerecht auflösen beziehungsweise durch bestimmte Maßnahmen entgegenwirken.
- Nehmt euch in die Arme, kuschelt, bringt eure Kleinen persönlich ins Bett, sagt euch, dass ihr euch lieb habt.
- Lenkt euch gemeinsam durch Spiele, Spaziergänge und so weiter ab.
5. Vermissung eines Elternteils
Wenn Kinder durch eine Trennung oder eine längere berufliche Reise ein Elternteil vermissen, vermittelt ihnen, dass ihr ihre Traurigkeit wahrnehmt und versteht.
Dann helfen zum Beispiel diese Sätze:
- „Es ist total verständlich und in Ordnung, dass du traurig bist.”
- „Ich bin immer für dich da und bis XY wiederkommt, kuscheln wir einfach ganz oft.”
Bedenkt dabei auch, dass Kleinkinder noch kein gutes Zeitempfinden haben. Sätze wie: „XY ist ja bald wieder da“ helfen dann nicht. Zudem sprecht ihr damit euren Kindern ihre Gefühle und Bedürfnisse ab.
6. Geschwisterstreit
Geschwister streiten häufig. Auch hier könnt ihr für beide “Parteien” Verständnis aufbringen und ihnen mitteilen, dass ihr ihre Situation und ihre Gefühle versteht. Allerdings müsst ihr nicht gleich ein Machtwort sprechen oder Partei ergreifen. Hier findet ihr weitere Tipps, wie ihr mit Geschwisterstreit umgehen könnt. Schaffen es eure Kinder (noch) nicht, ihren Konflikt allein zu lösen, ist elterliche Hilfe natürlich total in Ordnung.
7. Gefühle bei Jungen
Auch wenn wir es bereits erwähnt haben. Gerade von Jungen verlangen viele Eltern und Großeltern immer noch, dass sie Gefühle nicht zeigen dürfen. Verkneift euch Sprüche wie: „Jungen weinen nicht“. Nehmt stattdessen ihre Gefühle und Bedürfnisse ernst und tröstet sie.