Zwar vermuten Eltern häufig, dass im Straßenverkehr die meisten Unfälle mit Kindern passieren, tatsächlich verletzen sie sich aber am häufigsten zu Hause. Das gilt besonders für die ganz Kleinen. So kamen nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) „Mehr Sicherheit für Kinder“ 85 Prozent der Unfälle von Ein- bis Zweijährigen und 60 Prozent der Unfälle von Drei- bis Sechsjährigen in Deutschland in den eigenen vier Wänden vor. Zu den typischsten Unfällen zählen Stürze, Ertrinken, Ersticken, Verbrennungen/Verbrühungen und Vergiftungen.
Stürze sind die häufigsten Unfälle mit Kindern
Studien belegen, dass in Deutschland pro Jahr rund 125.000 Kinder unter fünf Jahren so schlimm stürzen, dass sie ärztlich behandelt werden müssen. Damit verursachen Stürze die Hälfte aller Unfälle mit Kindern.
Sturz vom Wickeltisch
Bei Säuglingen ist der Sturz vom Wickeltisch die häufigste Ursache. Oft erleiden die Kinder dabei Kopfverletzungen oder eine Gehirnerschütterung und müssen ins Krankenhaus.
So beugt ihr Stürzen vom Wickeltisch vor:
- Kindermöbel sollten immer das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit haben.
- Stellt den Wickeltisch in die Zimmerecke.
- Achtet darauf, dass der Wickeltisch Seitenschutzränder hat.
- Haltet mit einer Hand immer euer Kind fest.
- Bewahrt Wickelutensilien immer in Reichweite auf.
- Lasst euer Kind nie allein auf dem Wickeltisch liegen.
- Haltet genug Abstand zu Kabeln, Elektrogeräten, Steckdosen, Fenstern und Gardinen.
- Bekommt ihr euer Kind nicht gebändigt, wickelt es lieber auf dem Boden. Achtet auch hier auf Sicherheitsabstände zu Kabeln, Kleinteilen usw.
Problem Wickeltisch: 5 Tipps, damit euer Baby ruhig bleibt
Babys zu wickeln, ist manchmal gar nicht so einfach. Je größer euer Windel-Winni wird, umso mehr wird er auch auf dem Wickeltisch hin und her hibbeln und manch ein Kind mag es einfach aus Prinzip nicht, die Windel gewechselt zu bekommen.
Sturz aus dem Fenster oder vom Balkon
Fenster- oder Balkonstürze zählen zu den gefährlichsten Stürzen, enden oft tödlich und kommen in den Sommermonaten am häufigsten vor.
So bewahrt ihr eure Kinder vor Stürzen aus Fenstern und vom Balkon:
- Lasst eure Kinder nicht ohne Aufsicht auf den Balkon.
- Seid auch während des Lüftens immer in ihrer Nähe.
- Achtet darauf, Stühle, Leitern, Pflanzenkübel, Tische und Ähnliches nicht zu nah an das Fenster oder Balkongitter zu stellen, damit euer Nachwuchs nicht darauf klettern kann.
- Macht das Balkongitter durch Querstreben oder einen Sichtschutz kindersicher, damit eure Kinder nicht daran hochklettern können.
- Verseht Fenster und Balkontüren mit abschließbaren Griffen.
Orte mit Wasser
Ertrinken ist bei Kindern bis 15 Jahren die zweithäufigste Unfallursache mit Todesfolge. Nicht nur in tiefen Gewässern wie Meeren, Seen und Schwimmbecken, sondern auch in Regentonnen, im Gartenteich, in Badewannen und sogar Pfützen können Kinder ertrinken beziehungsweise durch einen Sauerstoffmangel irreversible Behinderungen davontragen.
So schützt ihr eure Kinder vorm Ertrinken:
- Lasst Babys und Kleinkinder niemals alleine baden und nutzt rutschsichere Badewanneneinlagen.
- Kinder beim Schwimmen und Planschen immer beaufsichtigen. Dies gilt auch dann, wenn sie bereits schwimmen können oder wenn ihr sie mit Schwimmhilfen ausgestattet habt.
- Sichert alle Gewässer wie Regentonnen, Planschbecken, Brunnen und Gartenteiche zum Beispiel mit abschließbaren Deckeln, Zäunen oder Planen so gut ab, dass sie für Babys und Kleinkinder keine Gefahr mehr sind.
- Geht mit euren Kindern ab ungefähr vier Jahren zum Schwimmunterricht. Wie ihr euren Kindern das Schwimmen beibringt und sie vor dem Ertrinken in größeren Gewässern schützen könnt, erfahrt ihr in den kommenden Beiträgen.
Weitere Gefahrenquellen sind zum Beispiel das Elternbett, die Couch und die Küche (Backofen und Herdplatten).
Unfälle mit Kindern im Sommer
Im Sommer kommen natürlich noch mal ganz spezielle Gefahrenquellen hinzu, vor denen ihr eure Kinder schützen solltet. Dazu zählen die Orte, an denen eure Kinder mit Wasser in Berührung kommen, und folgende Dinge:
Grill und flüssige Grillanzünder
Lasst eure Kinder nicht in die Nähe des Grills und verwendet keine flüssigen Grillanzünder, da sie Stichflammen verursachen können.
Vergiftung beim Kind: Erste-Hilfe-Tipps für Eltern
Speziell in Küche und Bad kommen jeden Tag zahlreiche Produkte zum Einsatz, die Kinder nicht in die Finger bekommen sollten. Durch die Corona-Pandemie ist das Vergiftungsrisiko sogar noch mal gestiegen, da die Behältnisse von Desinfektionsmitteln häufig Trinkflaschen ähneln.
Spielplatz
Achtet beim Betreten des Spielplatzes darauf, ob die Spielgeräte intakt sind und ob gefährliche Dinge wie etwa Glasflaschen/Scherben herumliegen.
Trampolin
Kinder sollten erst ab dem Alter von fünf bis sechs Jahren auf Trampolinen springen. Lasst sie am besten nur einzeln und nicht unbeobachtet darauf. Bringt ihnen bei, in der Mitte zu springen, und verzichtet auf zusätzliches Spielzeug sowie auf Schuhe. Der Eingang zum Trampolin sollte geschlossen bleiben und eure Kinder sollten regelmäßige Pausen machen.
Problem Gruppendynamik
Im Sommer werden viele Feste in den Garten oder an öffentliche Orte in freier Natur verlegt, die eine Vielzahl an Gefahrenquellen besonders für Babys, die krabbeln oder laufen können, und Kleinkinder bergen. Speziell Gewässer wie der Gartenteich, Schwimm- oder Planschbecken, der nahegelegene See, Bäume, auf die man klettern kann, nicht abgesicherte Feuerstellen, der Hund des Nachbarn, aber auch Kabel, die offen herumliegen oder das halb geöffnete Kellerfenster, das zum Hereinklettern animiert und vieles mehr erhöhen das Risiko, dass sich Kinder in Windeseile unbemerkt den Weg dorthin bahnen, sich schwer verletzen oder sogar tödlich verunglücken. Eine besondere Rolle spielt dabei die Gruppendynamik des sich Sicherwiegens, die schnell entsteht, wenn mehrere Erwachsene anwesend sind und dadurch angenommen wird, dass "irgendjemand die Kinder schon im Blick hat". Meist ist dann genau das Gegenteil der Fall. Lasst es also gar nicht erst so weit kommen, und sichert Gefahrenstellen so gut wie möglich und klärt immer ab, welche Person(en) die Kinder im Blick haben - selbst dann, wenn ihr nur kurz den Kuchen in der Küche anschneiden geht. Gleiches gilt natürlich auch für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen.
Kindersicherheitstag 2022: „Bewegung und Sport, aber sicher!"
Regelmäßige Bewegung ist gesund, fördert die Bewegungskompetenz eurer Kinder und hilft ihnen auf positive Weise, Energie abzubauen. Und sie kann sogar noch mehr: Unterstützen wir unsere Kinder darin, sich regelmäßig sportlich zu betätigen, schult dies auch ihre Kompetenz, Risiken besser und schneller einschätzen zu können und Unfällen vorzubeugen. Und weil gerade durch die Corona-Pandemie und Lockdown-Phasen ein großer Bewegungsmangel herrschte, lautet das Motto des bundesweiten Kindersicherheitstags 2022 „Bewegung und Sport, aber sicher!".