Frau liegt mit einem Buch auf der Couch und hält sich vor Schmerzen den Bauch

PMS und PMDS – Prämenstruelles Syndrom oder Prämenstruelle Dysphorische Störung?

Rund zehn Prozent aller Frauen leiden unter dem Prämenstruellen Syndrom – kurz PMS. Seit 2022 wurde PMDS offiziell als weitere Erkrankung von der WHO anerkannt. Lest hier, worin sich die Prämenstruelle Dysphorische Störung von PMS unterscheidet und wie sich die beiden Arten von Menstruationsbeschwerden lindern lassen.

Was ist PMS?

Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) bezeichnet eine hormonelle Dysregulation, die zu spezifischen Beschwerden nach dem Eisprung – also zwischen der Zyklusmitte und bis kurz vor der Regelblutung – führt. Ist die Periode selbst auch sehr schmerzhaft, haben betroffene Frauen ab der Zyklusmitte – also bis zu einem halben Monat lang – Menstruationsbeschwerden.

Die PMS-Symptome können individuell stark variieren und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. 

Typische PMS-Symptome

  • Unterleibsschmerzen
  • Stimmungsschwankungen/depressive Verstimmung
  • unreine Haut
  • geringe Belastbarkeit/wenig Antrieb
  • Wassereinlagerungen
  • Verdauungsstörungen/Darmkrämpfe
  • Brustspannen
  • Kopfschmerzen/Migräne
  • Rückenschmerzen

Was ist PMDS?

Von den rund zehn Prozent der Frauen, die unter PMS leiden, haben etwa drei bis acht Prozent extreme PMS, die sich speziell auf die Psyche auswirkt. In diesen Fällen spricht man von einer Prämenstruellen Dysphorischen Störung – PMDS. Dysphorie ist das Gegenteil von Euphorie und steht für extrem belastende Emotionen. PMDS wurde erst im Jahr 2022 von der WHO als Erkrankung anerkannt und in das ICCD aufgenommen. Die Datenlage ist wie so oft in der Frauenmedizin noch dünn und bislang ist PMDS weder Teil des Medizin-Studiums noch der fachärztlichen Ausbildung. 

PMDS-Symptome unterscheiden sich also insofern von PMS, dass Betroffene besonders extreme psychische Symptome wie Depressionen, Ängste, Wutausbrüche, Nervosität, bis zu einem Kontrollverlust haben.

Wie werden PMS und PMDS diagnostiziert?

Gehen die Symptome nach der Menstruation und bis mindestens zum nächsten Eisprung wieder weg, kann sich die Betroffene ziemlich sicher sein, dass sie unter PMS oder PMDS leidet. Gerade bei psychischen Beschwerden muss hinterfragt werden, ob sich bestehende psychische Beschwerden in der zweiten Zyklushälfte verschlimmern oder ob sie ausschließlich in dieser Phase auftreten. Eine Blutuntersuchung und ein Hormonspiegel sind in der Regel unauffällig. Eine Diagnose kann dann durch ein ärztliches Gespräch erfolgen. 

Problematisch ist, dass manche Gynäkolog*innen PMS und PMDS nicht als Erkrankung anerkennen oder sogar betroffenen Frauen ihre Symptome absprechen. Trifft dieser Fall auf euch zu und wünscht ihr eine ärztliche Begleitung, solltet ihr euch eine andere gynäkologische Praxis suchen. Klärt dann am besten sofort, ob beziehungsweise wie erfahren die Praxis auf dem Gebiet ist.

Was sind die Ursachen?

Nach dem Eisprung sinkt die Konzentration des Hormons Östrogen, während die Konzentration des Hormons Progesteron zunimmt. Ob eine Frau unter diesen hormonellen Schwankungen leidet, soll vor allem genetische Gründe haben.

Genetik

Wie bei PMS reagieren auch bei PMDS-Betroffene sensibler auf die weiblichen Hormone – vor allem auf Allopregnanolon (Abbauprodukt von Progesteron). Zudem zeigen Untersuchungen, dass die Frauen empfindlicher auf den Neurotransmitter GABA-A reagieren.

Mutterschaft kann PMS verstärken

Gerade wenn ihr erst vor Kurzem ein Baby auf die Welt gebracht habt, fahren die Hormone sowieso schon Achterbahn. Leidet ihr bereits unter PMS und fehlen euch nach der Geburt durch euren neuen Alltag Bewältigungsstrategien, kann dieser Zustand eure Symptome verstärken und somit zu einer PMDS werden. Forscher*innen vermuten zusätzlich, dass sich mit der Mutterschaft auch das Gehirn der Mutter verändert, wodurch PMDS entstehen könnte.

Wie wird PMS behandelt?

Bislang gibt es keine spezielle PMS-Behandlung. Je nachdem, wie stark die Schmerzen sind, könnt ihr auf Schmerzmittel zurückgreifen. Zuvor werden alternative Methoden wie ein entspannendes Bad beziehungsweise Wärme, Nahrungsergänzungsmittel oder entkrampfende Teesorten und Ähnliches empfohlen. 

Bei psychischen Beschwerden helfen vor allem das Wissen und die Akzeptanz, dass eure Symptome hormonell bedingt sind und spätestens nach der Regelblutung wieder verschwinden. Das gilt auch für euer Umfeld, das dann wie ihr selbst auch mit Verständnis reagieren sollte(t). Spaziergänge, ein Mittagsschlaf, eine liebevolle Umarmung und Entspannung durch sanfte Sportarten, Atemübungen, Meditation und Ähnliches können bei PMS hilfreich sein. 

Wie wird PMDS behandelt?

Bei PMDS benötigen Betroffene in der Regel mehr Unterstützung, denn Entspannung, Nahrungsergänzungsmittel und Bewegung sind zwar ebenfalls sinnvoll, aber sie reichen oft nicht mehr aus, um die Psyche wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diese Maßnahmen kommen in Frage:

  • Antibabypille und/oder leichte Antidepressiva Ratsam können bei PMDS die Antibabypille und/oder leichte Antidepressiva sein. Letztere werden jedoch nicht wie bei einer für sich stehenden psychischen Störung immer eingenommen, sondern nur in der zweiten Zyklushälfte. Also nur in der Phase, in der die Symptome auftreten.
  • Psychotherapie Ebenfalls als wirksam erwiesen hat sich die kognitive Verhaltenstherapie (Psychotherapie).
Patientin in einer Online-Beratung am Laptop

FEMNA Health: Schulungsprogramm und 1:1 Online-Beratung bei PMS und PMDS

Ergänzend zu einer möglichen ärztlichen und/oder psychotherapeutischen Behandlung könnt ihr als BIG-Versicherte kostenlos am FEMNA-Health-Programm teilnehmen. Dieses beinhaltet ein spezielles Schulungsprogramm für PMS und PMDS, bis zu drei 1:1 Online-Beratungen mit einer FEMNA-Beraterin zu eurer individuellen Situation sowie einen Austausch mit anderen betroffenen Frauen.
Alle Infos zu den Voraussetzungen und dem Programm

Entscheidet gemeinsam mit eurer Ärztin oder eurem Arzt, welche Behandlung für euch infrage kommt. Zudem kann es sinnvoll sein, gerade bei PMDS auch das berufliche Umfeld zu informieren: Zum einen sollten dann Vorgesetzte und Kolleg*innen Verständnis für euch haben und zum anderen bekommt ihr im besten Fall auch die Möglichkeit, euch in akuten Situationen zurückziehen zu können. 

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