Unter dem Begriff Physiotherapie versteht man eine Bewegungstherapie, die umgangssprachlich oft als Krankengymnastik bezeichnet wird. Sie kann akute Schmerzen lindern oder Beschwerden und verschiedenen Erkrankungen vorbeugen. In Deutschland hat etwa jeder Fünfte im Laufe eines Jahres Krankengymnastik. (Quelle: Deutscher Verband für Physiotherapie e. V.)
Physiotherapie - so funktioniert's
- Verordnung vom Arzt: Physiotherapie wird Ihnen von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin verschrieben. Die genaue Anzahl der Therapieeinheiten ist von der jeweiligen Diagnose abhängig. Jede Verordnung besteht aus 6 bis 10 Behandlungseinheiten. Sollte das Behandlungsziel nicht erreicht werden, können weitere Heilmittelverordnungen ausgestellt werden.
- Keine Genehmigung durch die BIG:Die Physiotherapie muss nicht von der BIG genehmigt werden. Sie können mit Ihrem Rezept direkt einen Physiotherapeuten aufsuchen.
- Die BIG übernimmt die Kosten:Die BIG übernimmt die Kosten für Physiotherapie. Volljährige Versicherte müssen 10 Prozent der gesamten Behandlungskosten sowie einmalig 10,00 Euro für das ausgestellte Rezept selbst tragen.
Für wen eignet sich Physiotherapie?
Physiotherapie eignet sich für alle Altersgruppen und kann Menschen in vielen Lebenslagen unterstützen. Physiotherapien kommen in der Regel nach Unfällen oder Erkrankungen zum Einsatz. Aber auch bei plötzlichen körperlichen Beschwerden kann eine Physiotherapie Linderung verschaffen.
Die Therapie wird nach einer Untersuchung von einem Arzt verordnet, der Sie in den meisten Fällen direkt an einen entsprechenden Physiotherapeuten überweist. In der ärztlichen Untersuchung werden funktionale Störungen des Bewegungsapparates genauer analysiert. Diese Informationen werden vom Arzt an den Therapeuten übergeben, der dann eine Therapie planen kann.
Die Ziele einer Physiotherapie
Bei der Therapie steht grundsätzlich der Patient im Mittelpunkt. Deshalb werden die Therapieziele immer auf das jeweilige Krankheitsbild und die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Oberstes Ziel ist es, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu fördern. In einigen Fällen kann Krankengymnastik auch zur Vorbeugung von Schmerzen dienen.
Die Therapie soll nicht nur die Symptome beheben, sondern auch die Ursache der Schmerzen nachhaltig behandeln. Werden die zuvor festgelegten Therapieziele nicht erreicht, kann der Therapeut mit dem behandelnden Arzt über weiterführende Untersuchungen und gegebenenfalls auch über Änderungen der Therapiemethoden sprechen.
Was wird bei einer Physiotherapie gemacht?
Physiotherapien können entweder stationär in einem Krankenhaus oder ambulant in einer Physiotherapie praxisstattfinden. Für Menschen, die nicht mobil sind, gibt es auch Angebote für zu Hause. Diese mobilen Angebote haben den Vorteil, dass bestimmte Bewegungsabläufe in der gewohnten Umgebung durchgeführt und geübt werden können.
Physiotherapeuten arbeiten neben gymnastischen Übungen auch mit Massagen und weiteren physikalischen Maßnahmen.
Die Methoden der Physiotherapie
Physiotherapien behandeln eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden. Deshalb gibt es auch unzählige Therapiemethoden, die in der Praxis angewandt werden. Neben den üblichen Leistungen, wie Massagen, Gymnastikübungen oder Wärme-Kälte-Behandlungen gibt es noch weitere physikalische Therapieformen.
Hier einige Therapieansätze:
- Sportphysiotherapie Eine Sportphysiotherapie beschäftigt sich in erster Linie mit der Betreuung von Sportlern. Hier geht es zum einen um Training und zum anderen um die Prävention und Behandlung von Sportverletzungen. Dehn- und Aufwärmübungen sowie Krankengymnastikübungen sind dabei fester Bestandteil der Therapie.
- Manuelle Therapie Manuelle Therapien zählen ebenfalls zu den physiotherapeutischen Behandlungsformen. Die manuelle Therapie hilft z. B. bei Erkrankungen, wie Arthrose, bei Gelenkblockaden oder sogar bei Schwindel und Kopfschmerzen. Hier werden verschiedene Dehnübungen durchgeführt, die die Mobilität des Patienten wiederherstellen sollen.
- Physiotherapie nach Bobath Die Physiotherapie nach Bobath ist eine der am weitesten verbreiteten Therapieformen. Dieser Therapieansatz wird bei Menschen mit neurologischen Erkrankungen angewandt. Es werden immer wieder die gleichen Bewegungsabläufe mit dem Patienten trainiert, damit sich im Gehirn neue Synapsen bilden können und die Bewegung auf diese Weise erlernt werden kann. Diese Form der Bewegungstherapie wird häufig nach Schlaganfällen oder bei Patienten mit Multipler Sklerose eingesetzt. Ziel ist es, verloren gegangene Bewegungsfähigkeiten wiederzuerlangen und selbstständiger zu leben.
- Physiotherapie nach Vojta Bei dieser Methode handelt es sich um eine Druck-Therapie. Der Physiotherapeut löst durch Druck bestimmt Reflexe aus. Hierdurch sollen Muskelfunktionen aktiviert und trainiert werden.
- Physiotherapie nach Schroth Physiotherapie nach Schroth wird oft bei Patienten mit Skoliose angewandt. Bei einer Skoliose Erkrankung kommt es zu einer komplizierten Verformung des Rumpfes. Man versucht durch Dehnung der Muskulatur, die Wirbelsäule zu stärken und eine weitere Verformung zu stoppen. Zusätzlich soll diese Methode eine aufrechte Haltung fördern.
- Wirbelsäulentherapie nach Dorn-Hock Eine Fehlstellung des Beckens und damit verbundene Gelenkblockaden sind ein häufiger Grund für Rückenschmerzen. Durch Wirbelsäulentraining wird versucht diese Blockaden zu lösen, was gleichzeitig die Rückenschmerzen lindert.
- Lymphdrainage Manuelles Lymphdrainage zählt auch zu den vielen Methoden der Physiotherapie. Hierbei werden z.B. Ödeme an geschwollenen Körperregionen behandelt. Ödeme entstehen oftmals nach Krebserkrankungen am Unterleib oder nach Brustkrebsoperationen. Bei der Behandlung versucht der Therapeut mithilfe von Druck die angesammelte Flüssigkeit aus dem Gewebe zu verschieben.
- Physiotherapie mit Geräten Eine Behandlung mit Trainingsgeräten soll den Muskelaufbau, die Beweglichkeit, die Ausdauer sowie die Koordination fördern. Diese Form der Physiotherapie wird gerne bei orthopädischen Beschwerden angewandt.