Schnellere und genauere Diagnostik von Sepsis rettet Leben

DORTMUND, 12.01.2023. Zu den schwerwiegendsten Infektionen gehört die Sepsis, im Volksmund auch Blutvergiftung genannt. In Deutschland ist sie mit ca. 85.000 erfassten Todesfällen jährlich die dritthäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen. Jeder fünfte an Sepsis Erkrankte stirbt daran. Auch wer sie überlebt, hat oftmals mit dramatischen Folgeschäden zu kämpfen. Die Genesungschancen der Betroffenen hängen maßgeblich davon ab, wie schnell der verantwortliche Erreger identifiziert und somit die passgenaue Behandlung erfolgen kann. BIG direkt gesund ist zum Jahreswechsel einem Vertrag beigetreten, der ihren Versicherten eine sehr schnelle und sehr genaue Diagnostik ermöglicht.
Probenentnahme

Probenentnahme | © Simon Gallus / Nocendo GmbH

Große Herausforderung für die Intensivmedizin

Die Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, bei der die Reaktion des Körpers auf eine Infektion die körpereigenen Organe schädigt. Ausgelöst wird die Sepsis

hauptsächlich von Bakterien; aber auch Pilze, Viren oder Parasiten können ein septisches Krankheitsbild hervorrufen. Grundsätzlich kann jede Infektion zu einer Sepsis führen. Sie gilt gegenwärtig als eine der größten Herausforderungen für die Intensivmedizin.

 

Konventionelle Diagnostik zu zeitaufwändig

Ganz wichtig für eine erfolgreiche Behandlung: Je schneller der verantwortliche Keim identifiziert und zielgerichtet bekämpft werden kann, desto rascher erholt sich der Patient oder die Patientin und desto geringer ist das Risiko schwerwiegender Folgen. Doch das größte Problem bei der konventionellen Infektionsdiagnostik ist gerade, dass das Blutkulturverfahren mitunter sehr zeitaufwändig ist – oft ein bis zwei Tage, manchmal bis zu zwei Wochen - und nicht alle Erreger angezüchtet werden können. Das innovative DISQVER®-Verfahren der Noscendo GmbH, eine Ausgründung aus dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB), identifiziert hingegen deutlich schneller und zielgenauer den für die Infektion verantwortlichen Keim, gerade wenn der Patient schon unter antiinfektiver Behandlung steht. Durch die softwaregestützte Untersuchung der freien DNA in einer Blutprobe kann das Vorliegen von über 1.500 Erregern in weniger als 24 Stunden überprüft und Patienten so effektiver behandelt werden.

Keine zusätzlichen Risiken für Patienten

„Als Krankenkasse sehen wir leider allzu oft, wie sogar eine eigentlich harmlose Infektion wie etwa ein entzündeter Zahn eine lebensbedrohliche Sepsis auslösen kann. Dank der innovativen DISQVER®-Plattform können wir unsere Versicherten ab sofort besser vor dem lebensgefährlichen Verlauf einer Sepsis schützen, als es mit den Standardverfahren möglich ist“, sagt Peter Kaetsch, Vorstandsvorsitzender von BIG direkt gesund. Das Verfahren bringt auch Vorteile bei Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) oder bei Peritonitis (Bauchfellentzündung). Die Anwendung ist für den Patienten mit keinen zusätzlichen Risiken verbunden, da lediglich eine Blutprobe verwendet wird.

Peter Kaetsch, Vorstandsvorsitzender der BIG direkt gesund

Peter Kaetsch, Vorstandsvorsitzender der BIG direkt gesund | © Stephan Schütze / BIG direkt gesund

Softwareplattform DISQVER®

„Wir haben eine vollkommen neue, softwaregestützte Lösung entwickelt, die Erreger im Blut eines Patienten identifiziert und bewertet. Wir machen uns dazu zum einen zellfreie DNA zunutze und zum anderen eine besondere Art der Erbgutuntersuchung – ein so genanntes Next-Generation Sequencing. Die Daten, die wir so generieren, analysieren wir mittels unserer Softwareplattform DISQVER®, um eine Vielzahl von Keimen wie Bakterien, DNA-Viren, Pilzen und Parasiten parallel zu erkennen und ihre Relevanz zu bewerten. Dies alles geschieht in einem Zeitrahmen von weniger als 24 Stunden nach Probeneingang“, erläutert Dr. Peter Haug, Mitgründer und Strategievorstand der Noscendo GmbH.

 

Dr. Peter Haug, Mitgründer und Strategievorstand der Noscendo GmbH.

Dr. Peter Haug, Mitgründer und Strategievorstand der Noscendo GmbH. | © Simon Gallus / Noscendo GmbH

Weitere Kliniken für Vertrag gewinnen

Die BIG ist dem Vertrag "Präzisionsmedizin in der Infektionsdiagnostik" nach § 140a SGB V beigetreten. „Wir möchten für diesen Vertrag noch weitere Kliniken in NRW und Berlin gewinnen. Wir fokussieren uns dabei auf die Kliniken, die Patienten mit besonders schwerwiegender Krankheitssymptomatik behandeln“, so Peter Kaetsch. Neben der Universitätsmedizin Mainz sind die Universitätskliniken Essen, Bonn sowie die Charité in Berlin bereits dabei.