Um einen Diabetes Typ 2 in den Griff zu bekommen oder ihn sogar ganz zum Verschwinden zu bringen, habe man drei Möglichkeiten, so Prof. Schwarz. „Erstens: Drei Jahre lang konsequent gesund ernähren. Zweitens: Zwei Jahre lang konsequent täglich 10.000 Schritte machen. Oder drittens: Zwei Wochen lang fasten, am besten nur mit Wasser.“ Die Fastenzeit solle man nutzen, um auf eine gesunde nachhaltige Ernährung mit wenig Zucker und möglichst vielen Ballaststoffen umzustellen.
Die Bedeutung der Bewegung
Moderatorin Steffi Strecker hakte nach, warum eigentlich Bewegung für Diabetiker so wichtig sei. Bei Bewegung würden die Muskeln gestärkt und die Muskeln wiederum den Zucker „fressen“. Doch wenn man Rheuma habe, sei es schwer, sich zur Bewegung aufzuraffen, warf Steffi Strecker ein. Dem stimmte der Mediziner zu, wies jedoch darauf hin, dass Bewegung auch ein hohes Potenzial habe, Schmerzen zu lindern. Ohne genügend Bewegung müsse man sich darauf konzentrieren, die Ernährung umzustellen.
Die Teilnehmenden am BIGtalk im Livestream-Studio der Ruhr Nachrichten in Dortmund: Stefan Oschinski mit Moderatorin Steffi Strecker, hinten auf den Bildschirmen Dr. med. Stefan Schmidt (links) von der Oviva AG und Prof. Dr. E. H. Peter Schwarz (oben rechts), Leiter der Diabetesprävention am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. | © Jan Heinze / BIG direkt gesund
App-gestützte Ernährungsberatung hilft
Dabei kann die App-gestützte Ernährungsberatung Oviva helfen, die die BIG ihren Versicherten anbietet. Diese stellte Dr. Stefan Schmidt von der Oviva AG vor. Das Konzept setzt auf zertifizierte Ernährungsfachkräfte, die die Teilnehmenden begleiten. Auch künstliche Intelligenz kommt zum Einsatz. So können die Teilnehmenden ihre Mahlzeit fotografieren und erhalten davon deren Analyse inklusive der Kalorienmenge. „Das trägt ein kleines bisschen dazu bei, dass man sich bewusst macht, was macht isst“, bewertete Prof. Schwarz Oviva als sehr sinnvoll.
Disease Management Programme „enorme Errungenschaft“
Sinnvoll ist es auch, als Diabetiker an einem Disease-Management Programm teilzunehmen. Dies biete unter anderem einen individuellen Behandlungsplan, Termine mit Fachärzten, um Begleiterkrankungen zu vermeiden und ein Mehr an Schulungen, führte Stefan Oschinski, Geschäftsbereichsleiter für das Versorgungsmanagement bei der BIG, aus. Das Disease Management Programm sei „eine enorme Errungenschaft in Deutschland“, da es die bestmögliche Versorgung von Diabetikern biete, so Prof. Schwarz. Andere Länder beneideten Deutschland darum.
„Abnehmspritzen“ keine Alternative für alle Patienteninnen und Patienten
Nicht fehlen durfte das Thema „Abnehmspritze“. Wegovy und Ozempic mit dem Wirkstoff Semaglutid böten „faszinierende Möglichkeiten, nämlich die ideale Kombination aus Normalisierung des Blutzuckerspiegels und Abnehmen“, so Prof. Schwarz. Die Crux: Setze der Patient nach ein, zwei Jahren die Spritze ab, nehme er wieder zu. Und im Vergleich zum Beginn seiner Therapie verschlechtere sich seine Situation sogar, da zwischenzeitlich Muskelmasse abgebaut worden sei und nun schnell die Fettmasse wieder zulege. Man müsse die Abnehmspritze daher lebenslang nehmen. „Das kann man vom Insulin auch sagen, doch die Abnehmspritzen sind ein sehr teures Medikament, das keine Alternative für alle Patientinnen und Patienten sein kann“. Prof. Schwarz resümierte: „Die Änderung des Lebensstils ist das Effektivste, was man gegen Diabetes machen kann“.