Ergotherapie ist eine Bewegungs- bzw. Arbeitstherapie. Sie unterstützt den Patienten dabei, seine motorischen, sensorischen, psychischen oder kognitiven Fähigkeiten nach einer Krankheit oder einem Unfall wiederherzustellen. Außerdem hilft Ergotherapie dem Patienten dabei, sich in seinen Alltag besser einzufinden. Die Behandlung wird von einem speziell ausgebildeten Ergotherapeuten durchgeführt.
Ergotherapie - so funktioniert's
- Rezept bekommen:Die Therapie kann Ihnen Ihr Arzt verordnen. Jede Verordnung besteht aus bis zu 20 Behandlungseinheiten gemäß Heilmittelkatalog. Die genaue Anzahl der Therapieeinheiten hängt von der individuellen Ausgangslage des Patienten und den jeweiligen Zielen ab. Sollte das Behandlungsziel in dieser Behandlungsmenge nicht erreicht werden, kann der Arzt weitere Heilmittelverordnungen für Sie ausstellen.
- Keine Genehmigung durch die BIG:Eine Ergotherapie muss vor Beginn der Behandlung nicht durch die BIG genehmigt werden. Sie können mit Ihrem Rezept direkt einen entsprechenden Ergotherapeuten aufsuchen.
- Die BIG übernimmt die Kosten:Wir übernehmen die Kosten für die Ergotherapie. Volljährige Versicherte müssen 10 Prozent der gesamten Behandlungskosten selber tragen. Außerdem wird pro ausgestelltem Rezept eine einmalige Gebühr von 10 Euro fällig.
Mehr Einheiten möglich
Die Höchstmenge an Ergotherapie-Einheiten pro Rezept ist bei bestimmten Diagnosen von maximal 10 auf 20 erhöht worden. Hier profitieren beispielsweise Patient*innen mit schweren chronischen psychischen Erkrankungen, die in der Regel mit einem Arztkontakt pro Quartal auskommen. So ist jetzt keine Unterbrechung der Therapie nötig.
Wichtig für die Heilmitteltherapie
- Das Rezept über die Ergotherapie ist maximal 28 Tage nach Ausstellungsdatum gültig. Ausnahme: Gibt der Arzt auf dem Rezept einen dringlichen Behandlungsbedarf an, muss die Behandlung innerhalb von 14 Tagen beginnen.
- Versuchen Sie sich auf die Übungen einzulassen und mit einer positiven Einstellung an die Therapie heranzugehen. Der Erfolg einer Ergotherapie hängt maßgeblich von Ihrer persönlichen Mitarbeit und Ihrer Motivation ab.
- Stellen Sie während Ihrer Therapie fest, dass Sie sich mit den Aufgaben überfordert oder unter Druck gesetzt fühlen, sollten Sie unbedingt Ihre Bedenken äußern. So können Sie gemeinsam mit Ihrem Therapeuten die Therapieziele neu definieren.
Die Ziele einer Ergotherapie
Das übergeordnete Ziel einer Ergotherapie ist es, den Menschen dabei zu unterstützen, seinen Alltag erfolgreich bewältigen zu können. Hierzu passt der Ergotherapeut die Behandlung an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten an. Die individuellen Ziele einer Ergotherapie variieren deshalb von Patient zu Patient.
- Grundlegendes Ziel ist es, die Bewegungsmöglichkeiten und Handlungsfähigkeiten zu fördern und zu verbessern.
- Der Patient soll die Voraussetzungen für eine selbstständige Lebensführung lernen.
- Bereits vorhandene Fähigkeiten werden gefördert und die Lebensqualität steigt.
- Der Patient lernt sich wieder in sein berufliches und soziales Umfeld zu integrieren.
Ergotherapie - für wen kommt sie infrage?
Eine Ergotherapie muss von einem Arzt als therapeutische Maßnahme verordnet werden und wird häufig in der Altersmedizin angewendet. Auch in Psychiatrien, in der Neurologie und in der Orthopädie wird mit Ergotherapie behandelt. Nach Unfällen mit Knochenbrüchen, bei Lähmungen oder Amputationen hilft eine Ergotherapie dem Betroffenen seine berufliche Tätigkeit wieder aufzunehmen und zurück in den Alltag zu finden.
- Ergotherapie in der Neurologie Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems können von einer Ergotherapie profitieren. Bei Krankheiten, wie z. B. Parkinson, Multipler Sklerose oder auch nach Schlaganfällen, hilft die Behandlung dem Erkrankten, bestimmte Handlungen oder Bewegungen von Neuem zu erlernen.
- Ergotherapie in Psychatrien In Psychiatrien gelten Ergotherapien als beliebte Behandlungsmaßnahmen. Sie können bei einer Reihe von psychischen Erkrankungen und Störungen eingesetzt werden. Hierzu gehören zum Beispiel: Angststörungen, Depressionen, Manie oder aber auch Suchterkrankungen.
Bei der Arbeit mit psychisch kranken Menschen wird die Behandlung besonders genau auf die jeweiligen Bedürfnisse und Möglichkeiten des Patienten ausgelegt. Auf diese Weise kann die Ergotherapie dem Menschen z. B. helfen, eine erlebte Krisensituation leichter zu verarbeiten. - Ergotherapie für Kinder und Jugendliche Wenn sich bei Kindern Entwicklungs- oder Wahrnehmungsstörungen zeigen, ist es sinnvoll, rechtzeitig mit einer entsprechenden Therapie zu beginnen, bevor sich auffällige Verhaltensweisen weiter verstärken. Auch bei Kindern mit körperlichen oder geistigen Behinderungen sowie bei Autismus oder ADHS kann eine Ergotherapie helfen.
Sollten sie bei Ihrem Kind auffälliges Verhalten bemerken, teilen Sie dies Ihrem Arzt mit und sprechen ihn auf die Möglichkeit einer Ergotherapie an.
Ablauf einer Ergotherapie
Eine Ergotherapie besteht aus drei wesentlichen Schritten:
- 1. Evaluation Zunächst werden die ärztlichen Befunde genauer analysiert. Basierend auf den Befunden werden dann die individuellen Therapieziele festgelegt.
- 2. Intervention Im Hinblick auf die Ziele werden dann der Ablauf und die Durchführung genauer geplant. Der Ergotherapeut wählt in diesem Schritt geeignete Methoden und Übungen aus, mit denen der Patient die vorab festgelegten Ziele erreichen soll.
- 3. Outcome Nach Abschluss der Behandlung werden die Therapieergebnisse bewertet und mit dem Patienten besprochen.
Die Therapiemethoden
In der Ergotherapie gibt es verschiedene Therapiemethoden, aus denen der Therapeut wählen kann. Bei der Auswahl der Therapie muss zunächst herausgestellt werden, welche Ziele verfolgt werden – soll eine Funktion wiedererlangt werden, soll die Bewältigung des Alltags unterstützt werden oder soll der Patient durch die Therapie in sein soziales oder berufliches Umfeld finden?
Dies sind einige Methoden, aus denen der Therapeut auswählen kann:
- Kompetenzzentrierte Methode Diese Therapiemaßnahme findet in der Praxis am häufigsten Anwendung. In erster Linie soll der Patient hier verloren gegangene Fähigkeit erlernen. Hierzu zählen alle Tätigkeiten, die der Patient zur Bewältigung seines Alltags benötigt. Zusätzlich werden Übungen durchgeführt, die das Gedächtnis des Patienten fördern sollen.
- Ausdruckszentrierte Methode Beim ausdruckszentrierten Therapieansatz stehen die Gefühle und Empfindungen des Patienten im Mittelpunkt. Durch kreative Aufgaben wie malen oder basteln, soll der Patient sein inneres Befinden zum Ausdruck bringen. Dieser Ansatz kann zum Beispiel bei Patienten mit psychischen Krankheiten wie Depressionen angewandt werden.
- Interaktionelle Methode Während der interaktionellen Behandlungsmethode soll sich der Patient mit seinem sozialen Umfeld auseinandersetzen. Die jeweiligen Einheiten finden deshalb oft mit einem Partner oder in einer Gruppe statt. Dem Patienten wird dann eine handwerkliche Aufgabe gestellt, die er gemeinsam mit dem Partner bzw. der Gruppe lösen soll. Der Therapeut analysiert die Arbeitsweisen und beobachtet, wie Konflikte und Probleme von der Gruppe bewältigt werden. Das Beobachtete wird abschließend mit den Patienten besprochen.
- Wahrnehmungsorientierte Methode Bei dieser Therapieform wird die Sinnes- und Körperwahrnehmung des Patienten gefördert. Eine beliebte Methode ist z. B. das Ansprechen des Temperaturempfindens mithilfe von Wasserbädern oder die Behandlung mit einem „Igelball“ (Massageball). Auf diese Weise sollen die Sinne geschärft und Wahrnehmungen bewusst gemacht werden. Dieser Therapieansatz kommt oft bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen oder bei psychischen Belastungen zum Einsatz.