Eine Frau versucht durch bewusstes Atmen zu entspannen

Wie Atemtechniken Stress reduzieren können

Stress ist heutzutage allgegenwärtig, und immer mehr Menschen suchen nach effektiven Methoden, um dem Alltagsstress zu begegnen. Eine der einfachsten, jedoch oft übersehenen Techniken ist die bewusste Atemsteuerung. Doch wie genau lässt sich die Atmung zur Entspannung nutzen, und was sagt die Wissenschaft dazu?

Die Macht der Atmung

Atmen ist etwas, das wir alle ganz automatisch tun – rund um die Uhr, ohne darüber nachzudenken. Sauerstoff ist lebensnotwendig, weshalb unser Körper die Atmung weitgehend unbewusst steuert. Doch genau hier liegt das Potenzial: Obwohl die Atmung in den meisten Fällen automatisch abläuft, können wir sie bewusst beeinflussen. Durch kontrolliertes Atmen, wie tiefes Einatmen, das Anhalten der Luft oder schnelles Atmen, haben wir die Möglichkeit, unser Nervensystem zu beeinflussen und gezielt Entspannung herbeizuführen.

Atemtechniken und das Nervensystem: Wissenschaftliche Erkenntnisse

In den letzten Jahren hat die Wissenschaft zunehmend bestätigt, was in vielen alten Kulturen seit Jahrtausenden bekannt ist: Unsere Atmung hat einen direkten Einfluss auf das vegetative Nervensystem. Dieses System steuert unbewusste Körperfunktionen wie Herzschlag, Verdauung und die lebenswichtigen Reaktionen auf Stress – wie den Kampf-oder-Flucht-Mechanismus.

Wenn wir gestresst sind, neigen wir dazu, flach und schnell zu atmen. Diese Art der Atmung signalisiert dem Körper, dass er sich in einer Stresssituation befindet, was zu einer Erhöhung des Herzschlags und einer allgemeinen Anspannung führt. Im Gegensatz dazu kann tiefes und bewusstes Atmen das parasympathische Nervensystem aktivieren, welches für Entspannung und Regeneration verantwortlich ist. Daher ist der Spruch „Erstmal tief durchatmen“ mehr als nur ein gut gemeinter Ratschlag – er hat eine wissenschaftlich nachweisbare Grundlage.

Atemübungen für den Alltag

Es gibt verschiedene Atemtechniken, die Du anwenden kannst, um Stress abzubauen. Hier einige einfache, aber effektive Übungen, die Du in stressigen Situationen ausprobieren kannst:

  1. Tiefes Bauchatmen (Zwerchfellatmung)Setze Dich bequem hin und lege eine Hand auf den Bauch. Atme tief durch die Nase ein und spüre, wie sich der Bauch hebt. Atme langsam durch den Mund aus und spüre, wie der Bauch sich senkt. Diese Technik verlangsamt den Atemrhythmus und reduziert die Herzfrequenz, was zu einem sofortigen Gefühl der Entspannung führt.
  2. 4-7-8-TechnikAtme für 4 Sekunden ein, halte den Atem für 7 Sekunden an und atme für 8 Sekunden aus. Diese Technik beruhigt das Nervensystem und kann besonders hilfreich sein, um abends zur Ruhe zu kommen oder Angstgefühle zu lindern.
  3. Wechselatmung (Nadi Shodhana)Diese Atemtechnik aus dem Yoga wirkt beruhigend auf das Nervensystem. Halte ein Nasenloch zu, atme tief durch das offene Nasenloch ein, wechsle dann die Seite und atme durch das andere Nasenloch aus. Dies hilft, den Geist zu klären und die Konzentration zu fördern.

Atemtechniken in der Meditation und im Yoga

Viele traditionelle Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation legen großen Wert auf die bewusste Atemsteuerung. Besonders im Yoga spielt die Atmung eine zentrale Rolle. Der Begriff Pranayama beschreibt die bewusste Regulierung des Atems, die als Lebensenergie (Prana) angesehen wird. Durch die Kontrolle des Atems können Körper und Geist in Einklang gebracht werden, was zu tiefer Entspannung führt.

Eine besonders beliebte Atemtechnik im Yoga ist der Feueratem. Diese dynamische Atemtechnik regt den Stoffwechsel an und kann helfen, Energieblockaden zu lösen. Gleichzeitig fördert sie die Entspannung und mentale Klarheit. Auch in anderen Entspannungstechniken, wie der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson oder dem Autogenen Training, spielt die Atemregulation eine wichtige Rolle. Hier wird der Atem bewusst zur Unterstützung der Entspannungsübungen eingesetzt.

Die Vorteile von Atemtechniken

  • Stressabbau Tiefe Atemzüge signalisieren dem Gehirn, dass keine unmittelbare Gefahr besteht, was den Stresspegel senkt.
  • Verbesserte Konzentration Die Fokussierung auf den Atem lenkt ablenkende Gedanken ab und fördert die Konzentration.
  • Besserer Schlaf Atemübungen wie die 4-7-8-Technik können helfen, schneller einzuschlafen und tiefer zu schlafen.
  • Mehr Energie Atemübungen wie der Feueratem können helfen, den Körper zu energetisieren und Müdigkeit zu vertreiben.

Wie Du Atemtechniken erlernen kannst

Atemtechniken lassen sich durch regelmäßige Übung leicht in den Alltag integrieren. Wenn Du tiefer in dieses Thema einsteigen möchtest, gibt es zahlreiche Kurse, die Dich dabei unterstützen können, Atemtechniken gezielt zu erlernen. Ob in Verbindung mit Yoga, Meditation oder speziellen Entspannungstechniken – Atemübungen bieten eine einfache und wirkungsvolle Möglichkeit, den Alltag entspannter zu meistern.

Bei der BIG hast Du die Möglichkeit, Entspannungskurse in Deiner Nähe zu besuchen und die wichtigsten Atemtechniken unter Anleitung zu erlernen. Du erhältst sogar einen Zuschuss von bis zu 120 Euro pro Jahr. Weitere Informationen findest Du hier.

Die bewusste Steuerung der Atmung ist eine kraftvolle Methode, um Stress zu reduzieren und die innere Ruhe zu fördern. Ob im Alltag oder in stressigen Situationen – Atemtechniken helfen Dir, wieder zu Dir selbst zu finden und mit mehr Gelassenheit zu reagieren. Probiere es aus: Atme tief durch und erlebe, wie sich Dein Körper und Geist entspannen.

Quellen:

Harvard Health Publishing: The Health Benefits of Controlled Breathing
Johns Hopkins Medicine: Relaxation Techniques: Breath Control Helps Tame Stress
Wissenschaftliche Studie – Sudarshan Kriya Yogic Breathing: Sudarshan Kriya Yogic Breathing in the Treatment of Stress
Yoga Journal: What is Pranayama?