Schwangere liegt auf der Couch und streichelt eine Katze

Toxoplasmose in der Schwangerschaft: Wann ist ein Test sinnvoll?

In der Schwangerschaft können Toxoplasmose-Erreger – verursacht durch den Parasiten Toxoplasma gondii – gefährlich sein. Eine Infektion sollte daher vermieden werden. Wir erklären euch, wie ihr euch mit Toxoplasmose infizieren könnt, wann und inwiefern sie zur Gefahr wird und wann ein Toxoplasmose-Test sinnvoll ist.

Was ist Toxoplasmose?

Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die bei gesunden Menschen harmlos und meist unbemerkt verläuft. Sie wird durch den Parasiten Toxoplasma gondii vom Tier oder durch kontaminierte Erde, Lebensmittel etc. auf den Menschen übertragen (Zoonose). Toxoplasmose-Erreger können allerdings bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft für das Ungeborene und für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich sein.

Wie genau wird Toxoplasmose übertragen?

Der Haupt- oder Endwirt ist der Verdauungstrakt der Katze. Dort entstehen sogenannte Toxoplasma gondii-Oozyten, die die Katze mit ihrem Kot ausscheidet. Kommt eine Schwangere mit Katzenkot oder infizierten (Nutz-)Tieren wie Schweinen, Rindern, Schafen, Ziegen oder Hühnern (bzw. durch Fleischverzehr) oder kontaminierter Erde oder Lebensmitteln wie Salat, Gemüse oder Obst in Kontakt, können sie sich mit Toxoplasmose-Erregern infizieren. (Nutz-)Tiere infizieren sich ebenfalls über Katzenkot oder kontaminierte Erde.

Habt ihr euch bereits vor der Schwangerschaft mit dem Erreger infiziert, ist euer Kind durch die von euch gebildeten Antikörper geschützt. Ihr selbst seid ab dem Zeitpunkt einer Infektion ein Leben lang vor dem Erreger geschützt (lebenslange Immunität). Nur Menschen mit HIV bzw. Aids können erneut daran erkranken. Auch bedeutet eine Erstinfektion in der Schwangerschaft nicht zwingend, dass sich euer Baby über die Plazenta ebenfalls mit Toxoplasmose infiziert. Eine pränatale Infektion erfolgt nur, wenn der Parasit es schafft, die Plazentaschranke zu überwinden. Das Risiko, dass sich eine Schwangere mit Toxoplasmose infiziert, liegt in Europa zwischen 0,4 und 2,6 Prozent. Rund jede dritte Schwangere ist bereits immun.
 

Toxoplasmose-Symptome

Tückisch ist, dass die Erkrankung bei gesunden Menschen fast immer unbemerkt – also symptomlos – verläuft. Ganz selten kommt es zu Symptomen, die einem grippalen Infekt ähneln und dadurch fehlgedeutet werden. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis drei Wochen.
 

Typische Symptome

  • erhöhte Temperatur
  • geschwollene Lymphdrüsen (Lymphknotentoxoplasmose)
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall

Sehr seltene Symptome

  • Entzündung der Netz- oder Aderhaut (Retinochorioiditis oder Chorioretinitis)
  • Gehirnentzündung (Enzephalitis): entsteht häufig durch eine HIV-Infektion oder nach einer Organtransplantation.
  • Lungenentzündung (interstitielle Pneumonie)
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)

Wie groß ist das Risiko einer Übertragung auf das Ungeborene?

Je weiter eure Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto höher ist das Risiko (Transmissionsrisiko), dass ihr den Erreger auf euer ungeborenes Kind übertragt. Allerdings sinkt dafür die Gefahr schwerer Komplikationen.

Toxoplasmose-Transmissionsrisiko

  • 1. Trimester 15 Prozent
  • 2. Trimester 30 Prozent
  • 3. Trimester 60 Prozent

Welche Risiken birgt eine Toxoplasmose-Infektion beim ungeborenen Kind?

Risiken im ersten Trimester

Zwar ist eine Infektion im ersten Trimester selten, allerdings kann sie zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen oder sehr schwere Schäden beim Kind verursachen:

Mögliche Schäden

  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Lungenentzündung (interstitielle Pneumonie)
  • Wasseransammlung in der Schädelhöhle ("Wasserkopf", Hydrozephalus) oder ein zu kleiner Kopf
  • Vergrößerung von Leber und Milz (Hepatosplenomegalie)
  • Augenentzündung der Netz- und Aderhaut
  • Verkalkungen innerhalb des Schädels (intrakranielle Verkalkungen)

Risiken in der späteren Schwangerschaft

Bei einer späteren Infektion in der Schwangerschaft kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen und gesundheitlichen Beschwerden. Viele der infizierten Kinder entwickeln allerdings bis zum jungen Erwachsenenalter Spätfolgen wie ...

  • Schielen (Strabismus)
  • Epilepsie
  • Taubheit
  • psychomotorische Entwicklungsverzögerung (Retardierung) wie zeitliche Verzögerung der motorischen Fähigkeiten, Bewegungseinschränkungen oder Verhaltensauffälligkeiten

Wie wird Toxoplasmose bei Schwangeren behandelt?

Um das Ungeborene zu schützen, muss eine Schwangere, die sich mit Toxoplasma gondii infiziert hat, unbedingt behandelt werden. Bis zum Ende der 15. Schwangerschaftswoche wird ein Antibiotikum verabreicht. Zudem sollte Folsäure eingenommen werden, um Knochenmarksschäden beim Kind vorzubeugen.

Ob sich das Ungeborene infiziert hat, kann mithilfe einer Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) oder durch eine Untersuchung des Nabelschnur-Blutes festgestellt werden. Ist es infiziert, wird mittels Ultraschall geprüft, ob bereits Organveränderungen bestehen.

Neugeborene mit Toxoplasmose werden nach der Geburt meist noch mal mit den gleichen Medikamenten behandelt.
 

Wann ist ein Toxoplasmose-Test in der Schwangerschaft sinnvoll?

Der Toxoplasmose-Test ist immer dann sinnvoll, wenn ihr nicht wisst, ob ihr bereits vor der Schwangerschaft mit Toxoplasma gondii infiziert wart.

Eure*r Frauenärzt*in bietet euch direkt zu Beginn der Schwangerschaft oder sogar bereits in der Zeit, in der ihr versucht, schwanger zu werden, den Test an. Gibt es keinen begründeten Verdacht auf eine Infektion, zählt der Toxoplasmose-Test zu den individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) – weshalb ihr in der Regel für die Kosten selbst aufkommen müsst. Seid ihr BIG-versichert, gibt es in der Schwangerschaft über das Programm Happy Baby die Möglichkeit, euch Kosten für den Test erstatten zu lassen – mehr lest ihr weiter unten! 

Der Toxoplasmose-Test erfolgt durch eine Antikörperbestimmung mithilfe einer Blutentnahme (Serologie). Die Arten und Mengen der Antikörper in eurem Blut geben Aufschluss darüber, ob ihr bereits vor der Schwangerschaft infiziert wart oder ihr eine akute Infektion habt und falls ja, in welchem Stadium ihr seid.
 

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So schützt ihr euch vor Toxoplasmose in der Schwangerschaft!

Seid ich euch nicht sicher, ob ihr eine Erstinfektion bereits vor eurer Schwangerschaft hattet oder wisst es aufgrund des Toxoplasmose-Tests, schützt euch und euer Ungeborenes mit folgenden vorbeugenden Maßnahmen vor dem Erreger:
  1. Verzehr von (halb-)rohem Fleisch Esst kein rohes oder halbrohes Fleisch und Wurstwaren wie Hackfleisch, Tatar, Carpaccio, Mettwurst, Salami, Rohschinken, Sushi, Wild, Geflügel usw. Generell muss Fleisch mindestens 20 Minuten mit einer Temperatur von 50 Grad Celsius gekocht oder gebraten werden, um Toxoplasmose-Erreger abzutöten. Wichtig: Rohes Fleisch solltet ihr auch dann nicht in der Schwangerschaft essen, wenn ihr immun seid, da ihr euch außerdem mit Listerien infizieren könnt.
    Weitere Lebensmittel, die ihr meiden solltet!
  2. Hautkontakt mit (halb-)rohem Fleisch Vermeidet auch den Hautkontakt mit (halb-)rohem Fleisch beim Kochen und wascht euch gegebenenfalls sofort danach die Hände bzw. tragt Handschuhe.
  3. Gemüse, Salat und Obst Wascht auch Gemüse, Salate und Obst vor dem Verzehr sowie eure Hände gründlich bzw. tragt Handschuhe und verzehrt gegebenenfalls nur ausreichend erhitztes Gemüse und Obst.
  4. Spielplätze und Co. Wascht euch die Hände, nachdem ihr an öffentlichen Orten wie Spielplätzen wart oder tragt Handschuhe.
  5. Gartenarbeit Tragt Handschuhe bei der Gartenarbeit und deckt Sandkästen ab, um zu vermeiden, dass Katzen ihr Geschäft darin verrichten.
  6. Katzen und Katzenklo Schränkt den Kontakt zu Katzen ein beziehungsweise vermeidet direkte Berührungen (streicheln, kuscheln, küssen, füttern mit rohem Fleisch).

    Wenn es um das Reinigen des Katzenklos geht, gilt: Lasst, sofern möglich, andere Personen in eurem Haushalt das Katzenklo reinigen oder tragt Handschuhe dabei. Je älter der Katzenkot, desto infektiöser sind mögliche Erreger.
    Reinigt das Katzenklo also regelmäßig und wascht es am besten täglich mit heißem Wasser (mindestens 70 Grad Celsius) aus.
  7. Ungefiltertes Wasser Trinkt kein Wasser aus freier Natur wie Bächen, Seen, Brunnen usw.
Schwangere Frau sitzt auf dem Bett und schaut auf ein Ultraschallbild.

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