Albtraum im Kreißsaal
Anna war Erstgebärende und hat sich gemeinsam mit ihrem Mann unglaublich auf ihr erstes Baby gefreut. Dass dem Paar die Zeit im Kreißsaal wohl ewig als negative Erinnerung im Gedächtnis bleiben wird, ist erschreckenderweise kein Einzelfall. Um vor allem Erstgebärende vor solch einer Erfahrung zu bewahren, hat sie sich an die Familien-Bloggerin Julia Maria Klein gewandt und ihre Erfahrungen geschildert. Hier geht's zum Video.
So könnt ihr euch vor psychischer Gewalt im Kreißsaal schützen!
Im besten Falle steht ihr während eurer gesamten Schwangerschaft in einem vertrauensvollen Kontakt mit eurer Hebamme. Außerdem könnt ihr eine Doula hinzuziehen, die sich ausschließlich um euer Wohl als werdende Mama kümmert und euch während der Entbindung zur Seite steht. Als Erstgebärende wisst ihr nur von Erzählungen, wie sich die Geburt ungefähr anfühlen wird und wie schmerzhaft die Wehen sein können. Ist es dann wirklich so weit, solltet ihr vor allem auf euer Gefühl hören. Sind die Schmerzen für euch zu stark, besteht auf eine PDA und lasst euch nicht belächeln oder auf “später” vertrösten. Denn auch eine Erstgeburt kann innerhalb weniger Stunden vorüber sein. Die zweifache Mama Fran befindet sich derzeit in der Ausbildung zur Doula und hat auch noch einige Tipps für euch.
Welche Gedanken gehen dir bei diesem erschreckenden Bericht einer Mutter durch den Kopf und welche Ratschläge kannst du werdenden Müttern aus der Sicht als Doula und als Mama mitgeben?
Wenn ich so etwas lese, bin ich einfach froh darüber, dass es Doulas gibt. Und als Doula muss ich ganz klar sagen, dass es leider oftmals Standard auf Geburtsstationen ist und habe bereits von einigen Frauen gehört, dass sie sich während der Geburt ziemlich alleingelassen gefühlt haben und vor allem, dass sie nicht ernst genommen worden sind.
Getreu dem Motto (der Hebammen und Ärzt*innen): “Das ist ihr erstes Kind, da stellt man sich immer ein wenig an und weiß noch gar nicht, was auf einen zukommt.” So erging es auch mir bei der Geburt meiner ersten Tochter Alice. Im Krankenhaus angekommen hatte ich bereits Wehen im zwei bis drei Minuten Takt und musste dennoch erstmal im überfüllten Wartezimmer Platz nehmen. Dabei habe ich bereits zu diesem Zeitpunkt nur noch hecheln können und man sah mir an, dass die Geburt kurz bevor stand. Im Kreißsaal und nach der Untersuchung des Muttermundes staunten die Ärzte nicht schlecht, denn der Muttermund war da bereits acht bis neun Zentimeter weit geöffnet. Die Geburt selbst hat vier Stunden gedauert und verlief so schnell wie bei meiner Mutter und Großmutter. Da ich Erstgebärende war, hatte das Krankenhauspersonal damit natürlich nicht gerechnet und ich fühlte mich nicht wirklich ernst genommen.
Mein Tipp (besonders für Erstgebärende) ist, sich bereits im Vorfeld ein ungefähres Bild vom Ablauf der Geburt zu machen. Natürlich verläuft diese zeitlich gesehen bei allen Frauen unterschiedlich, aber es ist unglaublich hilfreich, wenn man nicht völlig ahnungslos in den Kreißsaal geht und den Ärzten gegebenenfalls Hilfestellungen geben kann. Natürlich gibt es unter der Masse an Hebammen und Ärzten auch diejenigen, die sehr viel Einfühlungsvermögen und Verständnis haben. Davon könnt ihr aber niemals ausgehen und euch darauf verlassen. Genauso wichtig ist es, sich im Vorfeld zu fragen, welche Personen man bei der Geburt dabei haben möchte. Es muss nicht immer der werdende Vater sein. Beziehungsweise nicht ausschließlich. Egal, ob Beleg-Hebamme, Mutter oder beste Freundin. Hauptsache, die Personen sind euch eine mentale Stütze und in diesen Stunden eure zweite Stimme, die dem Krankenhauspersonal gegebenenfalls sagen kann, wenn etwas nicht so verläuft, wie ihr es euch wünscht. Zusätzlich kann euch auch eine Doula darin bestärken, euren Bedürfnissen gegenüber der Hebamme und Co. “Luft zu machen”.
In Anna’s Fall hat es mich mehr als schockiert, dass der Vater den Raum verlassen sollte. Das ist absolut nicht okay und sollte nicht einfach so hingenommen werden. Mit dem Versorgungsvertrag unterschreibt ihr übrigens nicht nur, worin ihr euch als Patient verpflichtet, sondern auch, dass ihr nun mal ein Recht darauf habt, versorgt zu werden! Fühlt ihr euch also vor, während oder nach der Geburt allein gelassen, solltet ihr diese Problematik ansprechen. Im besten Falle mit eurer “zweiten Stimme” (egal, ob Vater, Doula, Mama oder beste Freundin). Die Grundproblematik besteht in diesem Falle sicherlich in der fast schon alltäglichen Unterbesetzung, der Ärzte und Pflegepersonal Herr werden müssen. Das entschuldigt in keinem Fall ihr Verhalten und um so mehr seid ihr in dieser Situation gefragt. Wartet nicht einfach ab und duldet diese Situation, sondern wehrt euch freundlich, aber entschieden und seid hartnäckig. 🙂