Mutter küsst Neugeborenes auf die Stirn

Postpartales Angst-Syndrom: Irrationale Sorgen und Panikattacken bei Müttern

Die Schwangerschaft, Geburt und die erste Zeit als frischgebackene Familie hinterlässt ihre Spuren. Zwar ist die Freude meist groß, wenn Eltern ihr Baby endlich in den Armen halten können, doch das neue Leben mit Kind steht nicht nur für positive Veränderungen. Neben einer postpartalen Depression können junge Mütter beispielsweise auch ein postpartales Angst-Syndrom (postpartum anxiety/ PPA) entwickeln. Rund zehn Prozent der Mütter sind betroffen.

Viele Mütter leiden kurz nach der Geburt unter dem sogenannten Baby Blues oder unter einer postpartalen Depression (PPD) auch Wochenbettdepression genannt. Übrigens ist eine postpartale Depression bei Vätern ebenfalls möglich. Das bedeutet, dass beide Elternteile Probleme damit haben können, ihr Kind anzunehmen, es zu versorgen und zu lieben. Stattdessen sind sie tief traurig, antriebslos und/oder emotionslos ihrem Kind gegenüber.

Was ist das postpartale Angst-Syndrom?

Laut der American Pregnancy Association leiden rund zehn Prozent der frischgebackenen Mütter unter dem postpartalen Angst-Syndrom (auch postpartale Angststörung genannt). 

Sofern ihr bereits ein Kind auf die Welt gebracht habt, wisst ihr, wie beängstigend die erste Zeit mit einem Neugeborenen sein kann. Plötzlich wird euch bewusst, dass ihr für diesen kleinen Wurm allein verantwortlich seid und er von euch abhängig ist. Obwohl ihr euch erst Schritt für Schritt miteinander vertraut machen müsst, gilt es schnell zu erkennen, wann euer Baby Hunger oder Bauchweh hat. Ihr fragt euch, wie eure gemeinsame Zukunft wird und so weiter. Zudem verändert sich euer Hormonhaushalt ebenfalls wieder.

All diese Veränderungen tragen dazu bei, dass junge Mütter plötzlich ihre Gelassenheit verlieren und stattdessen mit Ängsten und Sorgen konfrontiert werden, die ihnen bislang unbekannt waren. Bis zu einem gewissen Grad sind diese Sorgen vollkommen normal. In einigen Fällen steigen die Ängste und Sorgen der Mütter allerdings ins unermessliche und werden zudem irrational. Ein Beispiel: Ihr seid besorgt, dass eurem Baby etwas passieren könnte, nur weil ihr es gerade nicht im Arm haltet.

Diese Ängste können bereits während der Schwangerschaft auftreten, aber auch erst Monate nach der Geburt, beispielsweise durch zu viel Stress. In solchen Fällen sprechen Mediziner vom postpartalen Angst-Syndrom. Noch problematischer und gefährlicher wird es dann, wenn diese irrationalen Ängste und Panikattacken zum Beispiel während des Autofahrens oder in ähnlichen alltäglichen Situationen auftreten und ihr euch und euer Kind damit in akute Gefahr bringt.

„Angst wird dann zum Problem, wenn sie über die Realität hinausschießt“, so Dr. Margaret Howard (Quelle: parents.com).

Folgende Ursachen können dem postpartalen Angst-Syndrom zugrundeliegen:

  • veränderter Hormonhaushalt
  • neuer Alltag
  • akuter Stress
  • Schlafmangel/Müdigkeit/Erschöpfung
  • Veränderungen innerhalb der Beziehung zwischen Mutter und Vater
  • Gesellschaftlicher und eigener Erwartungsdruck
Mutter ist verzweifelt

Postnatale Depression (PND)

Stimmungs-Schwankungen sind vollkommen normal nach der Entbindung. Halten sie nur wenige Tage an, spricht man vom sogenannten Baby Blues. Hält die Depression dagegen mehrere Monate an, kann es sich um eine postnatale Depression beziehungsweise postpartale Depression handeln.
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Ein erhöhtes Risiko für PPA haben Frauen mit:

  • vorausgegangenen Angsterkrankungen/Depressionen (auch innerhalb der Familie)
  • PMS-Symptomen
  • Essstörungen
  • Zwangsstörungen

Mögliche Symptome des postpartalen Angst-Syndroms:

  • rasende Gedanken/Panik/starke Ängste
  • gestörtes Schlaf- und Essverhalten
  • Herzrasen
  • Hitzewallungen/Schweißausbrüche
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Unruhe/Konzentrationsstörungen

Wie wird PPA behandelt?

Handelt es sich eindeutig um das postpartale Angst-Syndrom und ist die Mutter nicht mehr in der Lage, ihren und den Alltag ihres Kindes zu bewältigen, ist professionelle beziehungsweise therapeutische Hilfe unumgänglich. Wichtig ist außerdem, dass Partner und Familienmitglieder verständnisvoll mit der Situation umgehen und die Mutter die Möglichkeit bekommt, offen über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen.

Was die Genesung ebenfalls unterstützt:

  • regelmäßige Auszeiten (ohne Baby)
  • progressive Muskelentspannung
  • Meditation/Achtsamkeitstraining
  • Sport

Führen die Behandlungsmethoden nicht zum gewünschten Erfolg, können in letzter Instanz auch Medikamente zum Einsatz kommen.