Kinderkardiologe Dr. med. Martin Hulpke-Wette vom Blutdruckinstitut Göttingen leistet seit Jahren Präventionsarbeit auf diesem Gebiet und erklärt, warum gerade bei Kindern Vorsorge so wichtig ist.
Wieso hört man so wenig über Bluthochdruck bei Kindern?
Meist wird Bluthochdruck bei jungen Menschen nur zufällig entdeckt, wenn überhaupt. Dann ist es bei Gefäßerkrankungen für ganz frühe Präventivmaßnahmen jedoch oft schon zu spät. Kinder werden – im Gegensatz zu älteren Menschen – einfach nicht auf diese Erkrankung hin untersucht. Hochgerechnet haben in Deutschland 850.000 Kinder und Jugendliche Bluthochdruck. Nur rund 4.000 wissen davon und werden entsprechend behandelt.
Tipp
Beim Bonusprogramm gibt's 20 Euro, wenn der Blutdruck im Normalbereich ist. Eine gute Möglichkeit, um das zu checken. Familien können mit einfachen Maßnahmen schnell mehrere hundert Euro im Bonusprogramm sammeln!
Warum können schon sehr junge Menschen Bluthochdruck haben?
Bei Kindern und Jugendlichen sind es oft die gleichen Faktoren wie bei älteren Menschen, die dazu führen: Übergewicht, zu wenig Bewegung, Fettstoffwechselstörungen sind Risiken, die bereits in jungen Jahren zu Bluthochdruck und teils irreparablen Schäden in den Gefäßen führen können. Die Folgeschäden für das Erwachsenenalter sind immens.
Wie äußert sich Bluthochdruck bei jungen Menschen?
Die Symptome können vielfältig und auf den ersten Blick unspezifisch sein. Beispielsweise können Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen oder eine enorme innere wie äußerliche Anspannung – ein Gefühl, als würde man unter Strom stehen – auf Bluthochdruck hindeuten. Das sind Hinweise, die natürlich auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, daher muss man bei der Interpretation vorsichtig sein. Einen entscheidenden Hinweis gibt der Blutdruck oder die Untersuchung der Halsschlagader.
Was ist bei Kindern ein normaler Blutdruck?
Der Blutdruck bei Kindern hängt von vielen Faktoren wie z.B. Körpergröße, Geschlecht und Alter ab. Bei einem zehnjährigen Kind ist er z.B. mit 100 zu 60 mmHg im Normalbereich. Ab 120 zu 80 mmHg sind die Werte zu hoch. Das Problem ist, dass die Blutdruckmessung, die für uns als Erwachsene ganz normal ist, bei Kindern Stress auslösen kann. Die Manschette pumpt sich auf, der Druck ist ungewohnt und macht Angst. Das wirkt sich auf das Ergebnis aus: Der Blutdruck ist erhöht. Häufig wird daher den Ergebnissen nicht so viel Beachtung geschenkt, da Stress scheinbar die Ursache ist. Erst wenn man im Abstand von mehreren Tagen erneut misst, kann man richtig beurteilen, ob alles in Ordnung ist.
Wichtig ist auch, dass die Werte dokumentiert werden, um Veränderungen im Rückblick zu erkennen.
Warum ist eine frühe Prävention so wichtig?
Erkenne ich bei einem 8 – 10 jährigen Kind Bluthochdruck oder ungewöhnliche Gefäßverengungen, kann man in dem Alter mit der richtigen Behandlung den Blutdruck normalisieren, sodass sich Gefäßschäden regenerieren. Weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die hier in Kombination mit anderen Einflüssen ihren Ursprung gehabt hätten, können verhindert werden. Stellt man Bluthochdruck mit Veränderungen an der Halsschlagader erst mit 30 – 40 Jahren fest, lässt sich das auch behandeln. Die entstandenen Schäden sind aber meist irreparabel.