80 Prozent aller Menschen haben mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen. In den meisten Fällen sind die Schmerzen harmlos und verschwinden nach einigen Tagen von allein. Chronische Rückenschmerzen dagegen können die Betroffenen stark in ihrem Leben einschränken.
In einer umfassenden Befragung des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2020 zur Häufigkeit von Rückenschmerzen in Deutschland gab ein Sechstel der Befragten an, unter chronischen Rückenschmerzen zu leiden.
Die gute Nachricht: Die meisten Rückenschmerzen stammen nicht von Verletzungen oder Krankheiten. Oft können Sie, nach ärztlicher Beratung, Ihre Rückenschmerzen mit der richtigen Bewegung selbst lindern.
Rückenschmerzen: Spezifisch oder nicht-spezifisch
Rückenschmerzen teilen Experten in zwei Kategorien ein: spezifische und nicht-spezifische Schmerzen. Bei spezifischen Rückenschmerzen sind bestimmte Erkrankungen der erkennbare Grund für die Beschwerden – etwa eine Verformung der Wirbelsäule oder spezielle Muskelkrankheiten.
Nicht-spezifische Rückenschmerzen sind sehr viel häufiger. Bei ihnen kann der Arzt nicht feststellen, was genau die Schmerzen auslöst. Deswegen gibt es in diesen Fällen meistens auch keine spezielle Ursachenbehandlung.
Die Schmerzen können an vielen Stellen am Rücken entstehen: von den Wirbeln über Bandscheiben, Gelenke und Bänder. Am häufigsten sind es allerdings verspannte und überdehnte Muskeln, von denen die Schmerzen ausgehen. Meistens kommen mehrere Faktoren zusammen, die Funktionsstörungen auslösen.
Rückenschmerzen: Verschiedene Ausprägungen
Will der Arzt einschätzen, ob Sie bei Rückenschmerzen eine Therapie brauchen, helfen ihm einige Marker. Einer davon ist der zeitliche Verlauf:
- Treten Ihre Rückenschmerzen neu auf oder seit einem halben Jahr zum ersten Mal? Halten die Schmerzen dabei nicht länger als sechs Wochen an? Dann handelt es sich um akute Rückenschmerzen.
- Subakute Schmerzen plagen Sie zwischen sechs und zwölf Wochen.
- Chronisch werden die Schmerzen genannt, wenn Sie sie bereits seit drei Monaten haben.
Wie schlimm sind Ihre Rückenschmerzen? Kaum spürbar, mäßig bis unerträglich? Um das zu beurteilen, geben Ärzte ihren Patienten meistens Schmerzskalen. Dadurch lässt sich auch erkennen, ob mögliche Therapien die Beschwerden verbessern.
Wo tut es weh? Rückenschmerzen am unteren, mittleren und oberen Rücken
Die meisten Rückenschmerzen treten am unteren Rücken auf und werden auch Kreuzschmerzen genannt. Damit ist der Bereich der Lendenwirbel und des Beckens gemeint. Auslöser sind oft Muskelverspannungen. Möglich ist auch, dass die Faszien oder das Gleitgewebe gestört sind oder ein Bandscheibenvorfall vorliegt.
Schmerzt der mittlere Rücken? Hier können Muskelreizungen, Skelettverformungen und Gelenkprobleme Schmerzen auslösen.
Oben am Rücken entstehen die häufigsten Schmerzen im Nackenbereich. Sie werden durch Fehlstellungen hervorgerufen, beispielsweise bei der Arbeit am Computer. Die Nackenschmerzen ziehen vermehrt weiter – so verkrampfen sich manchmal die Schultern, es kommt zu Kopfschmerzen und in manchen Fällen zu Schwindel.
Rückenschmerzen: Lassen Sie sich untersuchen
Viele Menschen gehen mit Rückenschmerzen nicht zum Arzt. Das liegt daran, dass leichte Schmerzen oft von alleine verschwinden: Die beste Chance auf eine Verbesserung ohne Therapie besteht in den ersten sechs Wochen. Setzen die Schmerzen bei Ihnen jedoch neu ein und / oder sind sie so stark, dass Sie im Alltag oder Berufsleben gestört sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Insbesondere dann, wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte auf Sie zutreffen:
- Die Schmerzen strahlen in ein oder beide Beine aus? Spüren Sie in den Beinen Schwäche oder Gefühlsstörungen? Das kann auf Nervenschädigungen hinweisen.
- Das Gleiche gilt für Störungen beim Urinieren oder beim Stuhlgang. Fühlen Sie eine Taubheit in der Gesäßregion? Auch das ist ein wichtiger Hinweis für den Arzt, dass eine Nervenschädigung möglich ist.
- Sind Sie in letzter Zeit gestürzt? Dann sind Knochenbrüche möglich. Bei älteren Menschen sind die Knochen übrigens empfindlicher, Wirbel können auch ohne Sturz brechen.
- Sind Sie allgemein erschöpft oder fiebrig? Bemerken Sie unerklärlichen Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit? Krankheiten, Infektionen und Entzündungen können der Grund sein.
Dazu kommen psychische Belastungen und Erkrankungen: Sie erhöhen das Risiko, dass Rückenschmerzen chronisch werden. Auch Angst vor weiteren Schmerzen hat einen negativen Einfluss – nicht zuletzt, weil Betroffene deswegen jede weitere Bewegung vermeiden. Sie schonen sich immer mehr in der Hoffnung, so keine Schmerzen zu provozieren. Dadurch erzielen Sie aber meistens das Gegenteil: Dass Bewegung nicht-spezifische Rückenschmerzen lindert, beweisen verschiedene Studien.
Rückenschmerzen: Die Diagnose
Um eine Diagnose stellen zu können, befragt Sie Ihr Arzt zunächst genauer nach Ihren Schmerzen. Wichtig ist, an welcher Stelle sie auftreten, wie stark sie sind und seit wann Sie bereits an ihnen leiden. Berichten Sie zudem unbedingt, wenn die oben genannten Warnhinweise zu anderen Erkrankungen auf Sie zutreffen.
Ihr Arzt untersucht nun den Rücken und weitere Stellen am Körper, falls Sie andere gesundheitlichen Probleme haben. Ziel ist, herauszufinden, ob es spezifische Gründe für die Schmerzen gibt, oder ob es sich um nicht-spezifische Rückenschmerzen handelt.
Diagnostiziert der Arzt nicht-spezifische Rückenschmerzen, endet die Diagnose hier. Weitere Diagnoseverfahren sind notwendig, wenn der Arzt Krankheiten wie Nervenschäden oder einen Bandscheibenvorfall vermutet. Dazu gehören beispielsweise Bluttests bei Verdacht auf Entzündungen oder eine Computertomografie (CT).
In der Kritik steht der übermäßige Einsatz von Tests wie CTs und Röntgenaufnahmen bei Rückenschmerzen. Ihnen wird nachgesagt, dass sie bei der Diagnose auf eine falsche Fährte locken. Denn: Viele Menschen haben z.B. Verformungen an der Wirbelsäule, ohne Beschwerden zu entwickeln. Auch Betroffene von Rückenschmerzen haben dementsprechend solche Variationen, die die Scans sichtbar machen. Sie müssen aber nichts mit den Schmerzen zu tun haben. Deswegen fordern Experten, weitere Diagnoseverfahren nur dann einzusetzen, wenn es einen berechtigten Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung gibt.
Rückenschmerzen behandeln
Haben Sie spezifische Rückenschmerzen, muss die Therapie beim Auslöser der Schmerzen ansetzen. Das kann beispielsweise eine Behandlung des Bandscheibenvorfalls oder einer Entzündung sein.
Bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen ist Bewegung ein effektives Heilmittel. Machen Sie beispielsweise regelmäßig Spaziergänge. Gezielte, von Physiotherapeuten unterstützte, Rückenübungen, helfen Muskeln aufzubauen und die Muskulatur zu stärken. Durch diese Art der Bewegung steigert sich Ihr Schmerzempfinden nicht. Im Gegenteil: Sie schützen sich davor, dass die Schmerzen chronisch werden.
Bei Verspannungen am Rücken hilft eine Wärmetherapie mit warmen, nicht zu heißen, Wärmflaschen oder Kirschkernkissen.
Vermeiden Sie langes Liegen. In Ruhepausen probieren Sie lieber die Stufenlagerung: Legen Sie sich dazu auf den Rücken. Ihre Unterschenkel platzieren Sie auf einer Erhöhung wie einem Hocker, sodass die Ober- und Unterschenkel im 90°-Winkel zueinander stehen.
Übrigens:
Ein erhöhtes Risiko für Rückenschmerzen haben Sie, wenn:
● Sie übergewichtig sind.
● Sie bei der Arbeit viel sitzen, ohne sich zwischendurch zu bewegen.
● Sie oft schwer heben müssen.
Versuchen Sie den Rückenschmerzen frühzeitig vorzubeugen, vor allem durch ausreichenden Muskelaufbau und Bewegung. Arbeiten Sie abwechselnd im Stehen und im Sitzen und machen Sie kleine Dehnungspausen zwischendurch.