Was ist Mund- und Zungenbrennen?
Mund- und Zungenbrennen steht für unangenehme bis schmerzhafte Missempfindungen im Bereich der Zunge und häufig auch der Wangenschleimhäute, des Gaumens und der Lippeninnenseiten. Auch können sich die Missempfindungen in Richtung Hals/Speiseröhre und Nase ausweiten. Mund- und Zungenbrennen können periodisch oder dauerhaft auftreten. Ist der gesamte Mundbereich über einen längeren Zeitraum betroffen und findet man keine konkrete Ursache, spricht man vom Burning-Mouth-Syndrom.
Burning-Mouth-Syndrom – mögliche Symptome
- Brennender/stechender Schmerz – vor allem an den Zungenseiten/-rändern und der Zungenspitze
- Taubheitsgefühl der Zunge und des Zahnfleisches
- Kribbeln/Juckreiz
- Geschmacksveränderungen – Betroffene schmecken bitter und/oder metallisch, süß und sauer werden oft vermindert oder verstärkt geschmeckt.
- Mundtrockenheit und starker Durst (gestörte Speichelbildung)
- Schweißausbrüche bzw. Heiß-Kalt-Schübe – besonders durch zu scharfes/pikantes Essen und Alkohol
Primäres und sekundäres Mund- und Zungenbrennen
Die Medizin unterscheidet beim Zungenbrennen zwei Formen:
- Primäres Mund- und Zungenbrennen – als eigenständiges Krankheitsbild ohne erkennbare Grunderkrankung
- Sekundäres Mund- und Zungenbrennen – das mit einer anderen Krankheit einhergeht
Was sind die Ursachen/Auslöser von Glossodynie?
Glossodynie kann viele Ursachen beziehungsweiser Auslöser (Trigger) haben. Findet man keine Grunderkrankung und besteht somit primäres Mund- und Zungenbrennen, können Ärzt*innen bislang nur vermuten, welche Faktoren zum Burning-Mouth-Syndrom geführt haben.
Mögliche Grunderkrankungen
- Sjögren-Syndrom
- Multiple Sklerose
- Diabetes mellitus Typ II
- Sodbrennen (Reflux)
- Fibromyalgie
- Gicht
- Zöliakie
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) - „Colitis ulcerosa“
- Pilzinfektion (z.B. Mundsoor)
- Knötchenflechte (Lichen ruber planus) im Mundbereich: chronisch-entzündliche Erkrankung mit Schleimhautveränderungen, teils verbunden mit Zungenbrennen und Zungenschmerzen
- Landkartenzunge (Lingua geographica)
- Faltenzunge (Lingua plicata)
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Leber- und Gallenwegsinfektionen
- Mukoviszidose
- HIV/Aids
- bestimmte Krebsformen (wie Morbus Hodgkin)
- Mangel an Vitaminen/Mineralstoffen wie Vitamin B12 (Perniziöse Anämie/Möller-Hunter-Glossitis), Eisen (Plummer-Vinson-Syndrom), Vitamin B9 (Folsäure), Vitamin C, Vitamin D
Psychische Erkrankungen/Beschwerden
- Chronischer Stress (Burnout)
- Hohe emotionale Belastung
- Depressionen
- Angststörungen (beispielsweise die Angst vor einer Krebserkrankung – Kanzerophobie)
- Schizophrenie
Weitere mögliche Ursachen/Auslöser
- Allergien auf Metall (u. a. durch Zahnfüllungen/Zahnprothesen), bestimmte Stoffe in Zahncremes und Mundspüllösungen, Heuschnupfen
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Histaminintolleranz, Kreuzallergien aufgrund von Heuschnupfen (zum Beispiel Nüsse und Früchte)
- Generell geschwächte/sensible Schleimhäute – häufig in Verbindung mit Allergien, Unverträglichkeiten, Reflux, Reizdarm etc.
- Kieferbeschwerden (CMD) durch Zähneknirschen (Bruxismus) – können zum Beispiel durch eine schlecht sitzende/zu enge Beißschiene verstärkt werden
- Verspannungen des Rückens/Bandscheibenvorfälle (oft in Verbindung mit Kieferbeschwerden, Tinnitus)
- Krebsbestrahlung (Strahlentherapie) im Kopfbereich – hierbei können die Speicheldrüsen zerstört werden.
- Elektrische Ströme durch Metall im Mund wie Zungenpiercings und Metallkronen
- Reizungen/Entzündungen des Mundraums (scharfe Zahnkanten, Karies, Zahnstein etc.)
- Medikamente wie ACE-Hemmer (Blutdrucksenker), trizyklische Antidepressiva und Medikamente, die bei einer Chemotherapie gegen Krebs verabreicht werden
- Nikotin- oder Alkoholsucht
Während beispielsweise psychische Erkrankungen oder die Wechseljahre als alleinige Ursache des Mund- und Zungenbrennens eher ausgeschlossen werden, ist ein Zusammenspiel aus mehreren der genannten Faktoren denkbar. In Studien konnten in einigen Fällen bei Betroffenen Veränderungen kleinster Nervenfasern festgestellt worden. In jedem Fall ist noch viel Forschung notwendig, um genauere Schlüsse auf die Entstehung des Burning-Mouth-Syndroms ziehen zu können.
Wer ist von Mund- und Zungenbrennen betroffen?
Von anhaltendem primären Zungenbrennen sind laut Studien zwischen einem und acht Prozent der Erwachsenen und meist Frauen speziell nach den Wechseljahren betroffen. Zwar gibt es bislang keine konkreten Nachweise, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass entweder ein physiologischer oder/und ein psychischer Zusammenhang zwischen Wechseljahren und Glossodynie besteht. Bei rund einem Drittel bis zur Hälfte verschwindet primäres Zungenbrennen wieder so plötzlich, wie es begonnen hat.
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Wie wird das Burning-Mouth-Syndrom behandelt?
Die Behandlung ist stark abhängig davon, welche Ursache dem Zungen- und Mundbrennen zugrunde liegen. Viele Ärzt*innen kennen sich mit den Symptomen und möglichen Ursachen wenig bis gar nicht aus. Betroffene müssen daher in der Regel einige Untersuchungen von verschiedenen Fachärzt*innen über sich ergehen lassen, bis man der Ursache auf den Grund kommt – oder ihr zumindest näher kommt. Wichtig ist in jedem Fall eine ausführliche Anamnese. Überlegen und notieren Sie sich am besten schon vor Ihrem Arztbesuch, wann das Zungenbrennen begonnen hat beziehungsweise führen Sie ein Schmerztagebuch.
Besteht eine Grunderkrankung, gilt es natürlich, diese zu behandeln und möglicherweise die Medikation zu verändern, sofern diese die Glossodynie verursacht. Bestehen keine Grunderkrankungen, kann aus medizinischer Sicht dennoch etwas gegen die Beschwerden getan werden.
In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass Alpha Liponsäure neurapthische Mundschmerzen mindern kann. Sie sollte mindestens vier Wochen eingenommen werden, um abschätzen zu können, ob eine Langzeittherapie sinnvoll ist. Eine Low-Level-Lasertherapie kann ebenfalls die Beschwerden mindern.
Eine weitere Möglichkeit kann eine Capsaicin-Mundspüllösung sein, um die Nerven zu desensibilisieren. Manche Mediziner*innen raten zu einem Antidepressivum des Typs SSRI. Auch können trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin eingesetzt werden, da sie Nervenschmerzen mindern können. Sie können auch in Tropfenform in Wasser verdünnt als Mundspülung zum Einsatz kommen und haben dadurch kaum Nebenwirkungen. Allerdings können sie Mundtrockenheit auslösen oder verstärken. Eine Hormonersatztherapie soll laut Studien dagegen keine Besserung bewirken, weshalb ein direkter Zusammenhang zu den Wechseljahren ausgeschlossen wird.
Auch hat sich beim Burning-Mouth-Syndrom vor allem die kognitive Verhaltenstherapie oder eine spezielle Schmerztherapie als sehr wirksam erwiesen.
Burning-Mouth-Syndrom – Psyche und Körper sanft stärken
In den meisten Fällen ist das Burning-Mouth-Syndrom eine große Belastung. Besonders wenn es Körper und Psyche bereits zuvor schon nicht gut ging und sie zu den Ursachen zählen, können folgende Tipps die Beschwerden lindern beziehungsweise zur vollständigen Heilung beitragen.
- Professionell geführte Kurse für Entspannungstechniken wie autogenes Training, MBSR/Achtsamkeitstraining (Mindfulness Based Stress Reduction), Meditation oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
- Yoga, Pilates und sanfte Sportarten sowie sanfter Ausdauersport
- Physiotherapie und/oder Osteopathie
Mit einfachen Mitteln Glossodynie mindern
- Konsumieren Sie reizende Nahrungsmittel wie Scharfes/Pikantes (z. B. auch Knoblauch und Zwiebeln), Saures und Alkohol sowie Nikotin wenig bis gar nicht.
- Spülen Sie während und nach dem Essen nach den Mund mit Wasser, um die Schleimhäute zu kühlen und das Brennen zu mindern. Das Lutschen von Eiswürfeln schafft ebenfalls Abhilfe.
- Probieren Sie Mundspülungen oder Tinkturen mit Salbei, Kamille und/oder Süßholzwurzel, um die Mundschleimhaut zu beruhigen. Auf aggressive Mundspülungen und Zahncremes soll man dagegen verzichten, da sie die Mundschleimhaut noch stärker beanspruchen. Eine Ausnahme ist die Capsaicin-Mundspülung, die sehr scharf ist.