Hormonersatztherapie: Wann ratsam und wann nicht?

Kann eine Hormonersatztherapie (HRT/HET) meine Wechseljahresbeschwerden lindern oder überwiegen die Risiken? Und wie sieht es mit einer Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen (BHT) aus? Diese Fragen stellen sich viele Frauen, die in den Wechseljahren unter Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen leiden.

Was ist die Hormonersatztherapie und seit wann gibt es sie?

Seit den 1960er-Jahren gibt es die klassische Hormonersatztherapie, die meist aus einer Östrogen-Gestagen-Kombination besteht und oral eingenommen wurde (vergleichbar mit der Antibabypille). Galt sie gerade in den 90ern als risikoarme Medikation, änderte sich dies im Jahr 2002 aufgrund einer groß angelegten US-amerikanischen Studie der Womens Health Initiative, bei der lebensgefährliche Risiken der Therapie festgestellt wurden. 

Welche Risiken hat die Hormonersatztherapie?

Laut der 2002er-Studie führte die Hormonkombination bestehend aus Pferde-Östrogen und Progesteron vermehrt zu:

  • Brustkrebs
  • Thrombosen
  • Schlaganfällen
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Worin unterscheiden sich alte und neue Hormonersatztherapien?

Mittlerweile werden wieder häufiger Hormonersatztherapien angewendet. Das liegt daran, dass die Studie der WHI nur noch als eingeschränkt aussagekräftig gilt.

Die Gründe:

  • Probandinnen hatten ein sehr hohes Durchschnittsalter
  • manche hatten Vorerkrankungen
  • heutige Hormonpräparate unterscheiden sich in Art und Dosierung von den damaligen

Welche Hormone sind enthalten?

Die genaue Art und Dosierung einer Hormonersatztherapie wird immer individuell bestimmt und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Grundlegend besteht der Hormonersatz entweder aus Östrogen allein oder aus einer Kombination von Östrogen und Progesteron (Gestagen).

Die individuelle Medikation wird aufgrund dieser Faktoren bestimmt:

  • Art der Beschwerden
  • bestehen Vorerkrankungen/Risiken
  • produzieren Eierstöcke noch Hormone
  • ist die Gebärmutter noch vorhanden

Wann kann HRT sinnvoll sein?

Leiden Sie unter starken Wechseljahresbeschwerden und haben keine Vorerkrankungen oder kein erhöhtes Risiko für Brustkrebs, kann eine klassische HRT oder eine Therapie mit bioidentischen Hormonen sinnvoll sein. Dabei wird nicht der Hormonmangel behoben, sondern es wird gezielt versucht, die individuellen Beschwerden durch eine individuelle Medikation zu lindern.

Welche Vorteile hat eine Hormonersatztherapie?

Auch wenn die Einnahme von Hormonen nicht leichtfertig erfolgen sollte, hat sie auch einige Vorteile:

  • Sie kann folgende Wechseljahresbeschwerden mindern: Hitzewallungen (während der Einnahme, nach Absetzen können sie wiederkommen), Schlafstörungen, Gelenkbeschwerden, Stimmungsschwankungen/depressive Verstimmungen, Scheidentrockenheit/Schmerzen beim Sex
  • schützt erwiesen vor Osteoporose
  • schützt vermutlich auch vor Herzinfarkt, Darmkrebs und Diabetes (hierzu fehlen allerdings noch Langzeitstudien)

Was sind bioidentische Hormone und welche Risiken haben sie?

Heutzutage werden immer häufiger bioidentische Hormone verschrieben. Hierbei wird speziell das Östrogen durch Estradiol ersetzt. Letzteres ist zwar bezüglich seiner Struktur identisch zu den Eierstock-Östrogenen, allerdings ist Estradiol pflanzlich und stammt aus der Jamswurzel.

Was ist der Vorteil bei Estradiol?

Estradiol kann direkt als Gel, Pflaster oder Spray über die Haut wirken, anstatt geschluckt zu werden. Das hat den Vorteil, dass der Körper weniger Hormone aufnimmt und das reduziert wiederum mögliche Risiken. Dennoch besteht auch bei bioidentischen Hormonen ein minimal erhöhtes Brustkrebsrisiko. Im Vergleich zu herkömmlichen Hormonersatztherapien ist dieses aber weitaus geringer.

Wann darf man keine Hormone nehmen?

Bei Vorerkrankungen wie Thrombose, Schlaganfall und bei einer vorangegangenen Brustkrebserkrankung beziehungsweise einem erhöhten Risiko, ist von jeder Art der Hormonbehandlung abzuraten. 

Welche Therapien gibt es noch gegen Wechseljahresbeschwerden?

  • Bei erhöhten Risiken können zum Beispiel Psychopharmaka zum Einsatz kommen.
  • Pflanzliche Medikamente – also die sogenannten Phytoöstrogene (sekundäre Pflanzenstoffe) wie Traubensilberkerze, Rotklee, Soja und Rhabarberwurzel ähneln von ihrer Struktur ebenfalls dem Östrogen. Als Kontraindikation gilt allerdings auch hier wieder eine vorangegangene Brustkrebserkrankung.
  • Das neue US-Medikament mit dem Wirkstoff Fezolinetant wirkt laut Studien gut gegen Hitzewallungen, ist in Deutschland aber bislang noch nicht zugelassen.

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Regelmäßige Kontrollen und Vorsorge

Haben Sie sich für eine Therapie mit Hormonen entschieden, sollte diese so niedrig dosiert und so kurz wie möglich sein. Nach den ersten vier Wochen sollte besprochen werden, ob Sie die Medikation gut vertragen. Etwa alle sechs Monate empfiehlt es sich, die Therapie neu zu besprechen beziehungsweise die Medikation langsam zu reduzieren. Zudem sollten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wie Mammographie und Ultraschalluntersuchungen begleitend erfolgen. 

Zahlt die Krankenkasse die Hormonersatztherapie?

Liegen medizinische Gründe vor und wird die Hormonersatztherapie ärztlich verschrieben, zahlen Krankenkassen wie BIG direkt gesund in der Regel die Kosten. Voraussetzung ist es, dass es sich dabei um zugelassene Medikamente handelt.

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